Brigids leuchtende Kerze - Imbolcgeschichte

 




Bis zum Imbolcfest - ein weiteres der acht Jahreskreisfesten, die für die Lichtwächterinnen eine große Rolle spielten - blieb nur wenig Zeit übrig. An jenem letzten Abend des Jänners, nachdem die drei Frauen die nötigen Vorbereitungen für das Fest erledigt haben, verbrachten sie die restliche Zeit gemütlich, je nach eigenen Bedürfnissen: Denise beschäftigte sich gleichzeitig mit dem Basteln von eigenen Brigidakreuzen und Hören von zauberhafter, entspannender Musik, Bärbel verbrachte gemütliche Lesestunden mit ihrer neuen Lektüre, Die Stadt der träumenden Bücher von Walter Moers. Mittlerweile  genoss Kerstin die Zweisamkeit mit ihrem Partner, dem Weißmagiezauberern Jürgen Waldbach, der seit einigen Monaten in Wien, in der Landlgasse 3 bei den Lichtwächterinnen wohnte.

Für Bärbel war der Roman so fesselnd, dass ihr nur kurz nach Mitternacht bewusst wurde, wie müde sie eigentlich ist und dass es besser wäre, schon zu schlafen. Gesagt getan. Sie markierte mit einem Lesezeichen die genaue Seite, bei der sie mit dem Lesen aufgehört hatte, danach legte sie vorsichtig das Buch auf ihren Schreibtisch, machte das Licht aus und schließlich legte sie sich gemütlich ins Bett hin. Ihre Augen schlossen sich von alleine...

- Kätzchen, lass es sein! Du kannst es ja nicht schließen! Du kannst das Haustor nicht schließen! Hahahahaha! - sagte irgendwo urplötzlich eine männliche Stimme. Bärbel befand sich im Garten, vor dem Haustor, das sie verzweifelt zu schließen versuchte, doch es ihr nicht gelang, weil irgendjemand ihr den Schlüssel ständig aus den Händen stieß. Sie versuchte, die Person zu identifizieren, die zu ihr sprach, aber erfolglos. Nicht einmal die Stimme klang ihr bekannt. Bärbel startete ein Versuch, sich herumzuschauen, um vielleicht herausfinden zu können, wer zu ihr sprach. Aber auch dieser Versuch ist ins Wasser gefallen: nur ein Schatten war zu sehen, der kein Gesicht besaß. So urplötzlich, wie Bärbel sich beim Haustor fand, wechselte die Umgebung, als wäre sie teleportiert. Diesmal befand sie sich in einem antiken kellerähnlichen Ort, gegenüber einer riesigen Kerze, aus der eine enorme Flamme herausstrahlte. - Lösch sie! - sagte dieselbe Stimme, die sich über ihre Torschlussversuche lustig machte. Bärbel wollte sich wehren, weglaufen, doch sie bemerkte, dass ihr Körper ihr nicht gehorchte. Sie wollte schreien, ihre Stimme fühlte sich aber an, als würde sie weggenommen. Ihre Gedanken ebenfalls. Als wären alle ihre Kräfte herausgesaugt worden... In einem Augenblick fielen Wasserwellen auf die riesigen Flammen und vernichteten sie völlig...

Abrupt wachte Bärbel auf, wie von einem Alptraum. Aber war es genau, was geschehen ist? Tatsächlich ein Alptraum? Bärbel war nicht sicher. Sie fühlte sich verwirrt und immer noch etwas schwach. Sie stand langsam auf, ging in die Küche, um sich ein Glas Wasser zu holen. Als sie ihre magische Kraft nutzen wollte, um sich Wasser in das Glas hineinzuzaubern, passierte etwas Unerwartetes: aus ihren Fingerspitzen, von denen normalerweise saubere, kristallklare Wasserwellen herausflossen, kam diesmal ekelhaftes, schwarzes Wasser, das so ähnlich wie Abwasser aussah. Bärbel schrie laut auf. Mit all ihrer restlichen Kraft. Dieser war ein Urschrei der Verzweiflung, ein Ruf nach Hilfe. Dann fiel Bärbel in Ohnmacht auf den Boden.

 Jürgen, Kerstin und Denise hörten diesen auch und wachten sofort auf. Sie zögerten keine Sekunde und liefen in die Küche zu Bärbel. - Meine Güte! Bärbel! Was ist los? - schrie Kerstin und beugte sich vor ihr. Denise tat dasselbe. - Ihr Puls ist doch in Ordnung... - überlegte Denise. - Bärbel! Wir sind deine Freundinnen, Denise und Kerstin, kannst du uns hören? Bitte, wach auf... Bärbel... bitte... -

- Guckt mal, in diesem Glas... - zeigte plötzlich Jürgen.

- Was? Was ist da drin? - fragte Kerstin. Jürgen reichte ihr das Glas, damit sie es auch sehen konnte.

- Oida, ist es Abwasser, oder was? - ekelte sich Kerstin.

- Nein, es sieht nur so aus. - antwortete Jürgen. - Es sind die Wasserkräfte von unserer Bärbel, nur in einem schlechten Zustand. Etwas ist bestimmt damit passiert, ich habe schon in meiner Umlaufbahn sowas gesehen. -

- Okay, wir müssen Bärbel helfen. - stellte Kerstin fest. - Jürgen, was genau weißt du über solche Fälle? -

- Die Kräfte von Lichwächter, beziehungsweise Lichtwächterinnen und Weißmagiezauber/innen geraten in solchem Zustand, wenn ihre Körper, Geister und Seelen von irgendwelchen bösartigen Wesen besetzt werden. - erklärte Jürgen.

- Oh nein! - riefen Denise und Kerstin verzweifelt auf. - Nein, nicht vor Imbolc, bitte nicht! -

- Keine Sorgen... - flüsterte Jürgen beruhigend. - Kerstin, ich helfe dir und deiner Freundinnen auch diesmal. Ich werde immer an eurer Seite! -

- Danke, Jürgen, mein Schatz. - reagierte Kerstin. - Okay, bringen wir Bärbel in den Dachboden, wo sich unser magischer Computer befindet, den wir über diesen ganzen Wahnsinn fragen könnten! -Gesagt, getan. Denise ging vorwärts, gefolgt von Kerstin und Jürgen, die Bärbel aufbrachten.

Einmal im Dachboden angekommen, legten sie die bewusstlose Bärbel auf einen gemütlichen Sofa. Kerstin und Denise saßen still neben ihr und hielten ihre Hand. Jürgen stand vor dem magischen Computer. - Kerstin, ich frage diesmal den Computer, ist es in Ordnung? - fragte er. Kerstin nickte.- Warum ist unsere Freundin besetzt und von wem? Mit welchen Mitteln könnten wir sie aus diesem Zustand herausbringen? - formulierte Jürgen die Frage. Kurz danach erschien die Antwort auf dem Bildschirm:

Ruft Miriel zuerst. Dann nehmt fünf Kerzen. Zündet sie. Nehmt auch ein Brigidakreuz und ein Glas sauberes Wasser, für später wenn Bärbel aufwacht. Das Glas mit dem schwarzen Wasser solltet ihr Miriel geben, denn sie wird dieses mit ihrer Kraft reinigen. Das ist alles, was ich euch momentan sagen kann.

- Danke. - sagte Jürgen. - Kerstin, Denise, bleibt hier mit Bärbel, ruft Miriel, okay? Ich nehme die fünf Kerzen, das Brigidakreuz und das neue Glas Wasser und bin gleich zurück. -

- In Ordnung, mein Schatz. Sei bitte schnell... - reagierte Kerstin.

Jürgen lächelte sie ermutigend an, dann ging aus dem Dachboden aus.

- Miriel! - riefen Denise und Kerstin im Chor. Die Engelfrau erschien und nach der kurzen Begrüßung schilderten ihr Denise und Kerstin die Situation. Miriel warf einen Blick zu der bewusstlosen Bärbel und schüttelte den Kopf. - Das sieht nicht gut aus... überhaupt nicht gut... Arme Bärbel... - seufzte sie.

Mittlerweile kam Jürgen zurück. Er stellte all die nötigen Sachen auf einen Tisch, dann begrüßte kurz Miriel.

- Okay, wir müssen alles gemeinsam ausführen. - sagte die Engelfrau. - Als erstes zünden wir Bärbels Kerze an. - sie zündete eine Kerze an und schrieb darauf das Buchstabe B. - Zweitens kommt deine Kerze, Denise. - reichte sie ihr eine Kerze. Denise nahm diese, zündete sie und schrieb ein D darauf. - Kerstin, deine Kerze ist dran. - sagte Miriel erneut und reichte der anderen Lichtwächterin auch eine Kerze. Auch Kerstin nahm diese, zündete sie und schrieb ein K darauf. - Jürgen, hier deine Kerze. - gab Miriel die vierte Kerze. Jürgen nahm diese, zündete sie und schrieb darauf ein J. Als letztes zündete Miriel ihre eigene Kerze mit einem M darauf. - Und schließlich, meine Kerze. - teilte sie mit. - Jetzt stellen wir die Kerzen auf den Tisch so, dass Bärbels Kerze sich in der Mitte befindet und die anderen einen Kreis um diese formen. - ordnete Miriel an. So wurde gemacht.

- Jetzt, da wir zu fünft sind, werden wir fünfmal das folgende rezitieren: Im Namen aller Götter, Göttinnen, Engeln, Lichtwächter, Lichtwächterinnen und Naturgeister, verlasse den Körper, den Geist, die Seele und den Verstand unserer lieben Freundin Bärbel und geh ins Licht! Geh ins Licht! Geh ins Licht! - fuhr Miriel fort. Denise, Kerstin und Jürgen gehorchten ihr. Während des Rezitierens bewegte Miriel das Brigidakreuz über Bärbels Körper, um mit diesem ihre Energien zu reinigen. Nach dem letzten ausgesprochenen Wort begann sich etwas aus Bärbels Körper herauszubewegen. Etwas Schattenähnliches, das sich, einmal völlig herausgekommen, in der Luft urplötzlich auflöste.

- Wo bin ich? Was ist passiert? - fragte Bärbel, nachdem sie langsam ihre Augen öffnete.

- Bärbel! Du bist zurück! - riefen Denise und Kerstin erleichtert auf, halfen ihr sich aufzusetzen und umarmten sie. Kerstin reichte ihr das saubere Glas Wasser. - Hier, trink, bitte. - sagte sie. - Danach erzählen wir dir alles, versprochen. - lächelte sie freundlich. - Aber zuerst muss du dich ein wenig ausruhen. - sagte Denise auch.

- Danke... Danke euch sehr... - reagierte Bärbel. - Übrigens, ich muss euch ebenfalls einiges erzählen... - fügte sie hinzu. Dann bemerkte sie Miriel und Jürgen auch und begrüßte sie.

- Wir hören dir selbstverständlich zu, wenn du zum Erzählen bereit bist. - sagte Kerstin im beruhigenden Ton. Denise, Miriel und Jürgen nickten.

- Okay. - seufzte Bärbel. - Es fing also alles mit etwas Alptraumähnlichem an... aber ich habe sowieso eine Intuition, dass es sich nicht ganz um einen Alptraum handelt... -

- Egal, ob Alptraum oder was komplett Anderes, wir kriegen das schon gemeinsam hin! - versicherte sie Denise.

- Genau, das macht ihr, wie schon immer, darin seid ihr echt gut! - reagierte Miriel auch. - Und im Notfall bin ich da und helfe euch aus. - fügte sie hinzu.

- Und auf mich könnt ihr auch zählen. - lächelte Jürgen. - Ich bin bereit, meine Kräfte zu eurem Schutz zu nutzen! -

- Herzlichen Dank euch allen für eure nette und ehrliche Worte, das bedeutet mir sehr viel... ihr seid meine zweite Familie. - sagte Bärbel berührt. Sie wischte unauffällig eine Träne aus ihren Augen, dann fuhr sie mit dem Erzählen fort:

- Zurück zum Thema, ich hatte also einen Traum, eventuell eine Vision, in der ich versuchte, unser Haustor mit einem Schlüssel zu schließen, aber ohne Erfolg. Da gab es einen Unbekannten, von seiner Stimme ausgehend ein Mann, dessen Gesicht ich aber nicht sehen konnte... er war vielmehr wie ein Schatten oder sowas... -

- Aber seine Stimme hast du doch gehört, ja? Was hat er dir gesagt? - fragte Denise neugierig.

- Ja, seine Stimme habe ich gehört. Leider wurde mir nichts Gutes gesagt... - antwortete Bärbel. - “Kätzchen, lass es sein! Du kannst es ja nicht schließen! Du kannst das Haustor nicht schließen! Hahahahaha!”, das konnte ich hören. - zitierte sie die Worte der geheimnisvollen Stimme. - Dann, als würde ich irgendwie teleportiert, oder ich weiß nicht, wie sonst, befand ich mich in einer anderen Umgebung... nämlich in einem antiken, kellerähnlichen Ort, gegenüber einer riesigen Kerze, aus der eine enorme Flamme herausstrahlte. “Lösch sie!”, forderte mich dieselbe Stimme darauf, die mir früher sprach... ich wollte ihr aber gar nicht gehorchen... doch ich war sowieso... paralysiert... nicht einmal schreien konnte ich, als wäre meine Stimme weggenommen, oder was weiß ich... zu denken, wegzulaufen, mich zu wehren war ich auch nicht in der Lage... es fühlte sich an, als wären meine Gedanken und meine Kräfte einfach aus mir herausgesaugt... Plötzlich sah ich, wie sich die Kerze wegen darauf fallender Wasserwellen sich löschte... danach war ich interessanterweise aus diesem Wahnsinn ausgekommen, wieder hier... - erzählte sie.

- Und dann? Was ist dann geschehen? - fragte Kerstin und streichelte Bärbels Schulter.

- Ich fühlte mich verwirrt und schwach... wollte mir ein Glas Wasser holen... ich ging also in die Küche... als ich mir das Wasser in das Glas hineinzaubern wollte, wie ich es mache, seitdem wir Lichtwächterinnen sind, statt meiner normalen, kristallklaren Wasserwellen kam schwarzes Wasser... mit letzter Kraft schrie ich auf und dann fiel ich wahrscheinlich in Ohnmacht, weil ich mich an nichts Weiteres erinnere... - beendete Bärbel ihre Erzählung. Miriel, Denise und Kerstin umarmten sie fest für eine Weile.

- Okay, beruhige dich jetzt, es ist vorbei. - sagte Denise versichernd.

- Aber wir müssen dir auch etwas mitteilen, was sich vielleicht unangenehm anhört... - setzte Miriel das Gespräch fort. - Du wurdest nämlich von irgendeiner Entität besetzt. Deshalb funktionierte deine Wassermagie nicht richtig. -

- Doch jetzt ist alles in Ordnung, wir haben dich gemeinsam gerettet, mit einer magischen Formel, mit Kerzen und einem Brigidakreuz. - schaltete sich Kerstin auch ein.

- Besetzt? Wieso? Von wem? - fragte Bärbel verwirrt.

- Sicheres weiß keiner von uns. - antwortete Miriel. - Aber was dich nach unserem Zauber verließ, war etwas Schattenähnliches. Hoffentlich kommt es nicht zurück. Aber wenn trotzdem, wir werden es gemeinsam erledigen. - 

Bärbel seufzte tief. Danach wurde es mucksmäuschenstill.

Urplötzlich begann der magische Computer sich zu bewegen, zu vibrieren und eine alarmähnliche, ohrenzerreißende Musik zu spielen. Miriel half Bärbel beim Aufstehen und die fünfköpfige Gruppe näherte sich dem Gerät an, um danach zu schauen, warum es sich so verhielt. Eine Maschinenstimme berichtete: - Die Flamme wurde gestohlen! Und zwar ist sie in den falschen Händen geraten! Das Volk der Maskköpfigen ist dafür verantwortlich! Alarm für alle Lichtwächter und Lichtwächterinnen! Brigids leuchtende Kerze wurde gestohlen! -

- Oh nein! - seufzte Miriel.

- Volk der Maskköpfigen? - fragte Denise.

- Brigids leuchtende Kerze? - so Kerstin.

- Gestohlen? - stellte Bärbel auch die Frage. Dann wurde ihr plötzlich alles klar.

- Das kann nicht wahr sein... Oida... es ist ja meine Schuld! Scheiße! Ich habe es getan! Wegen mir ist die Kerze verschwunden... - rief sie voller Panik aus. - Es tut mir leid, aber ihr hättet es besser getan, mich sterben zu lassen, denn ich verdiene ja eure Rettung nicht... -

- Bärbel, du kannst nichts dafür! Beruhige dich! - sagte Miriel. - Jetzt wissen wir auch, von wem du besetzt wurdest, nämlich von einem Maskköpfigen. Der hat alles gemacht, nicht du! -

- Okay... - Bärbels stimme klang etwas unsicher.

- Miriel, bist du jemals solchen Arschlöchern begegnet, wie diese Maskköpfigen? - fragte Kerstin.

- Ja... aber ich dachte, wir haben alle von ihnen ins Licht geschickt... - kam Miriels Antwort.

- Stimmt, ich war auch mit einem Team von Weißmagiezauberer dabei... - schaltete sich Jürgen ein.

- Aber... habe ich gut verstanden, dass der einzige Weg, diese Maskköpfigen zu besiegen ist sie ins Licht zu schicken? - stellte Denise die Frage.

- Genau. - antworteten Jürgen und Miriel. - Gute Frage, Denise! - fügte Miriel lobend hinzu.

- Und sie haben ja jetzt die Flamme, nämlich Brigids leuchtende Kerze. - überlegte Bärbel auch.

- Also das bedeutet, sie sind in der Lage, sich selbst zu vernichten, ohne unsere Einmischung? Oder nicht ganz? - formulierte Kerstin ebenfalls eine Frage.

- Leider nein, mein Schatz. - klang Jürgens Antwort. - Die wissen nämlich gar nichts davon, wie die Kerze funktioniert, oder wie andere magische Gegenstände funktionieren, welche sie von uns stehlen. Die sind Kreaturen, die völlig vom Ego betrieben sind. Haben kein Höheres Ich, kein Höheres Bewusstsein, sind nicht in der Lage, sich spirituell auf einem höheren Niveau zu entwickeln. Ihr Lieblingshobby ist, Menschen bzw. magische Wesen, z.B. Lichtwächter zu besetzen und sie dazu zu hypnotisieren, beim Stehlen von magischen Gegenständen oder bei anderen bösartigen Zielen zu helfen. Das machen sie indem sie sich in schattenähnliche Geister umwandeln. - erklärte er.

- Was für deppate Beidl! - schimpfte Kerstin. - Die Energie, welche diese Wesen zu diesen ekelhaften Zwecken nutzen, könnten sie auch in positivere Dingen investieren... am liebsten hätte ich alle gleich zu einem spirituellen Mindsetkurs geschickt! -

Alle lachten über diese Offenbarung herzlich. - Ja, da hast du Recht, meine starke Traumfrau! - sagte Jürgen danach.

- Kerstin, ich kann deine Gedanken völlig nachvollziehen, und die Idee ist nicht schlecht, sogar, die wurde zwar versucht. Aber diese Wesen sind sehr stur, statt sich für Neues zu öffnen, wurden sie noch aggressiver und besetzten diejenige, die ihnen den Mindsetkurs hielten... - kam Miriel zum Wort. - Da musste der Rat der Lichtwächter, Engel und Weißmagiezauberer unglaublich resolut aufstehen und ein Zeichen setzen. Doch zum Glück haben wir herausgefunden, dass wir die Maskköpfigen besiegen können, in dem sie mit unseren vereinten Kräften ins Licht schicken. Die einzige Sache, vor der sie Todesangst haben, ist Licht. -

- Aber man muss sehr achtsam, wach und konzentriert sein, denn, wenn einige von diesen Wesen fliehen, verstecken sie sich dann furchtbar gut, sodass wir bis zu ihrem nächsten Amoklauf gar keine Information von ihnen vorhanden haben. - fügte Jürgen hinzu.

- Lasst mich mal raten, der magische Computer berichtet darüber, was für Amokläufe da passieren und wo genau sich diese Kuckuckseier verstecken, stimmt’s? - fragte Kerstin im spielerischen Ton.

- Genau. - antworteten Jürgen und Miriel im Chor.

- Und wie funktioniert eigentlich eine Besiegung von Maskköpfigen? - fragte Bärbel neugierig. Es gelang ihr mittlerweile, sich ein bisserl aus der Panik zu erholen, sich selbst zu verzeihen und zu verstehen, dass sie nicht schuldig an das Geschehene ist.

- Es erfordert, um ganz ehrlich zu sein, ziemlich starke Kooperation. Diese Arbeit ist also nichts für Alleingänger. - begann Miriel ihre Antwort. - Jeder hat individuell seine Kräfte und seine Aufgabe, jedoch sollten diese gemeinsam ausgeübt werden. -

- Aha, jetzt verstehe ich, es läuft also ganz genau so ab, wie die WOL-Methode, die wir an der Uni gelernt haben! - rief Denise voller Freude aus.

- Richtig, es ist haargenau ein Working-Out-Loud-Prozess! - stimmte ihr Miriel zu. - Okay, mein lieber Neffe - wandte sie sich Jürgen zu -, erklären wir gemeinsam deiner Traumfrau und ihren Freundinnen, wie genau der Besiegungsprozess abläuft und was dazu nötig ist. -

- Gerne. - übernahm Jürgen das Wort. - Mindestens fünf magische Wesen sind gebraucht, natürlich könnten es auch mehrere sein, aber ab fünf ist die Zahl genügend. - begann er.

- Stimmt. - setzte Miriel das Gespräch vor.  - Die Besiegungsgruppe soll sowohl Engel, als auch Lichtwächer/innen, Weißmagiezauberer bzw. Weißmagiezauberinnen, weiße Hexen, Naturgeister usw. enthälten. -

- Und jetzt sprechen wir darüber, was wir zum energetischen Schutz brauchen, denn es besteht jederzeit die Gefahr, von den Maskköpfigen angegriffen und besetzt zu werden. Manche von ihnen sind aggressiver, als andere und könnten ihre Opfer sogar in den Wahnsinn treiben und damit töten. Es ist also auf jeden Fall empfohlen, aufzupassen. - ergriff Jürgen erneut das Wort. - Zum Glück verfügen wir über eine ganze Vielfalt von nützlichen Schutzmitteln. -

- Wie zum Beispiel, Kristallen gehen immer - sagte Miriel und lächelte Kerstin zu.

- Dann braucht man ein Stärkeelixir aus Heilpflanzen, dieses Getränk schützt und stärkt die eigene Magie. - erweiterte Jürgen die Liste.

- Dann ist es wichtig, während der ganzen Auseinandersetzung die heilige Kraftsymbole zu tragen, zum Beispiel das Pentagramm oder einen Dreikreis. Oder gleichzeitig beides. - fügte Miriel hinzu. - Schließlich... -

- Entweder viele kleinere Kerzen... oder die Große Kerze. - beendete Jürgen die Aufzählung.

- Meinst du...? - begann Kerstin perplex zu fragen.

- Genau, meine Liebste. Ich meine Brigids leuchtende Kerze. - antwortete Jürgen.

Bärbel fiel etwas ein: - Aber wenn wir so viele magische Gegenstände da benutzten, besteht nicht die Gefahr, dass diese auch gestohlen werden? -

- Nein, nicht ganz, keine Sorge. - reagierte Miriel. - Denn wir üben ein hypnotisierendes Gesang aus, das völlig aus dem Wort “Licht” besteht und die Maskköpfigen komplett aus dem Verstand bringt. Mittlerweile wird die Kerze von einem Feuerlichtwächter oder einer Feuerlichtwächterin entzündet, in der Mitte des Ortes gestellt und die hypnotisierte Maskköpfigen werden von dieser Flamme hineingesaugt. Bei wiederstehenden Exemplaren sollten jedoch auch andere Kräfte, z.B. Wasserkraft, Erdkraft, Engelmagie oder Weißmagie eingesetzt werden, um die Wesen zur Flamme zu führen. -

- Das ist ja total cool! - begeisterte sich Bärbel.

- Genau, das Lichtwächterinsein ist echt leiwand! - stimmte ihr Denise zu.

- Klar! - lächelte Kerstin. - Ich bin auch dabei. Wann fangen wir an? Wer macht was? -

- Du, Kerstin, wirst auf jeden Fall mit deiner Feuermagie die Kerze anzünden. - fing Miriel an. - Optimal machst du das, indem du vor deinem Bauchnabel einen Feuerball aus deinen Händen wachsen lässt und mit deiner Konzentration diesen immer größer und größer werden erlaubst. Wenn der Feuerball genügend groß ist, wirfst du ihn einfach mit einer bewussten Bewegung auf die Spitze der Kerze.-

- Das hört sich interessant an, jedoch habe ich sowas noch nie gemacht... bist du sicher, Miriel, dass ich es schaffe? - reagierte Kerstin.

- Du bist eine Phoenixfrau, immer so selbstsicher, warum zweifelst du ausgerechnet jetzt? Keine Sorge! Folge deiner Intuition und fokussiere tief, wie immer, wenn du deine Magie benutzt. - sagte Miriel.

- Danke für die komfortierende Worte und ja, ich gebe dir absolut Recht. - lächelte Kerstin.

- Apropos, mein Schatz, du wirst es aufgrund deiner tollen TaiChi-Fähigkeiten absolut leiwand ausführen, da bin ich mir sicher! - behauptete Jürgen. Er und Kerstin praktizierten TaiChi regelmäßig.

- Stimmt, Süßerli, vielen lieben Dank, dass du mich an das TaiChi erinnerst! - lachte Kerstin herzhaft. - Da gibt es tatsächlich eine ähnliche Übung, die ich vielleicht jetzt in meiner Magie auch nutzen kann. -

- Okay, die Feuermagie haben wir besprochen... - übernahm Miriel erneut das Wort. - Falls es wiederstehende Exemplare gibt, Denise, Bärbel und Jürgen, haltet eure Magie auch bereit. Und ich werde meine selbstverständlich auch einsetzen. -

- Du kannst auf uns zählen, liebe Tante Miriel! - sagte Jürgen voller Hingabe.

- Miriel, hast du Lust, mit mir das Stärkeelixir zu vorbereiten? - fragte Denise, die eine echte Expertin von Heilpflanzen war.

- Selbstverständlich, wollte ich sogar das als nächstes sagen! - reagierte Miriel.

- Ich helfe euch ebenfalls! - schaltete sich Bärbel ein.

- Danke, nett von dir! - sagten Denise und Miriel.

- Und ich könnte mittlerweile den Computer fragen, wo sich momentan Maskköpfige befinden... - schlug Jürgen vor.

 - Gute Idee, mein lieber Neffe. - sagte Miriel. - Ich muss kurz auf Aanaor, da ich dieses schmutziges Wasser hier - sie zeigte auf das Glas Wasser, das mit der falsch funktionierender Wassermagie gefüllt wurde - in kristallklares umwandeln soll. Und auch die nötige Schutzsymbole und Heilpflanzen muss ich von dort holen. -

- Wahrscheinlich komme ich mit, denn ich muss ein bisserl meine Magie im Feuertempel üben, wenn ich fit für die Auseinandersetzung sein möchte, Übung macht ja den Meister... - reagierte Kerstin.

- Einverstanden. - antwortete Miriel. Sie und Kerstin verabschiedeten sich dann und teleportierten. Denise und Bärbel stiegen gemeinsam die Treppen hinunter, um in die Küche zu gehen. Jürgen blieb im Dachboden und fragte den Computer über die genaue Lage der Maskköpfigen.

 

Auf der magischen Insel Aanaor verabschiedeten sich Kerstin und Miriel. Kerstin ging zum Feuertempel um die Magie zu üben, während Miriels Weg zur Urquelle führte, wo sie das Wasser umwandeln konnte. Einmal im Feuertempel angekommen, beschloss Kerstin mit einer Fackel zu üben. Sie stellte sich vor ihr, schloss die Augen, legte ihre Hände vor dem Bauchnabel und fokussierte sich. “Einatmen. Ausatmen. Zentrieren. Chi-Ball bilden. Ball halten.”, erinnerte sie sich an die TaiChi-Übung. Genau das musste sie jetzt machen, diese Übung ausführen. Nur diesmal mit Verbindung zu ihrer Magie. Kerstin atmete zuerst ein. Dann aus. Sie zentrierte ihr Chi in ihre Mitte. Dann stellte sich vor, einen Chi-Ball zu bilden. Nur diesmal visualisierte sie diesen aus Feuer. Mit voller Kraft konzentrierte sie sich darauf. Vor ihrem Bauch fühlte sie plötzlich etwas Warmes und Pulsierendes. Sie öffnete ein Auge und sah einen kleinen Ball aus Feuerflammen in ihren Händen. Sie hat es also geschafft! Sie musste ihn nur noch eine Weile halten und größer machen. Darauf konzentrierte sie sich als Nächstes. Danach kontrollierte sie das Ergebnis immer wieder. Wenn sie die genügende Größe des Balles erreichte, führte sie zwei weitere Schritte aus, welche in der originellen TaiChi-Übung nicht vorhanden waren: Ball werfen. Flamme entzünden. Als sie nach dem Öffnen der Augen die leuchtende Flamme auf der Fackel sah, lächelte Kerstin zufrieden. Sie wiederholte die Übung noch weiteren Malen mit weiteren Fackeln.

Während Kerstin die Feuermagie übte, kehrte inzwischen Miriel zurück zum Haus in der Landlgasse und half Denise und Bärbel bei der Vorbereitung vom Stärkeelixir. Jürgen gelang es mittlerweile, die gesuchte Information zu finden, seine Tante Miriel wollte aber auf Kerstin warten, damit sie auch über alles bescheid weiß. Nach einigen Stunden beschloss Jürgen nach Aanaor zu teleportieren, um Kerstin zurückzuholen, die inzwischen voller Freude an der Übung teilnahm und ihr Zeitgefühl dabei komplett vergessen hat.

- Servus, liebste Kerstin! - begrüßte er sie, nachdem er einmal auf Aanaor das Feuertempel erreichte und dort seine Liebste fand.

- Servus, liebster Jürgen! - erwiderte Kerstin lächelnd.

- Ich sehe, du bist daran sehr gut! - komplimentierte Jürgen.

- Oh, vielen Dank, echt griawig von dir, Schatzi. - reagierte Kerstin und erholte sich ein wenig. Jürgen nutzte den Moment, zog sie zu sich und küsste sie leidenschaftlich auf den Mund und danach auf die Stirn. 

- Wir müssen zurück, Tante Miriel und die Mädels sind bestimmt mit dem Stärkeelixir fertig. Außerdem habe ich den Computer konsultiert und herausgefunden, wo sich diese deppate Beidl von Maskköpfigen verstecken. - flüsterte Jürgen nach dem Kuss und schaute Kerstin lächelnd tief in die Augen.

- Ähm, okay. Du hast Recht, ich habe ein bisserl mein Zeitgefühl verloren... - sagte Kerstin in Verlegenheit. Dann fiel ihr etwas ein. - Apropos, erinnerst du dich... damals, als wir uns kennenlernten und zum ersten Mal hierherkamen... -

- Oh ja. - lachte Jürgen. - Ich war ein bisserl zu flirtend, zu scherzhaft mit dir und du hast gesagt, noch ein blöder Witz und stellst mich deinem Feuer vor... -

- Aber einige Tage später wolltest du aus irgendwelchem geheimnisvollen idiotischen Grund tatsächlich in die Flammen springen... - fuhr Kerstin die Nostalgie fort.

- Hey, ich wollte dich nur testen! - reagierte Jürgen.

- Was testen? Ob ich deine Heldin werde und dein Leben rette, oder was? - ironisierte Kerstin.

- Genau das! - erwiderte Jürgen. - Und zum Glück hast du mich tatsächlich gerettet! -

- Ehrlich gesagt, nur weil du mich früher auch gerettet hast, als ich fast vom Felsen sprang. - sagte Kerstin. - Hättest du das nicht getan, könnte ich dich ja auch nicht retten, ist logisch, oder? -

- Hach, du Streberin! - rief Jürgen aus.

- Neee, nur Scherz. Natürlich würde ich dich immer wieder retten, wenn nötig. - lächelte Kerstin.

- Ich dich ebenfalls. - reagierte Jürgen. - Aber jetzt müssen wir tatsächlich zurück, unsere WOL-Gruppe wartet schon auf uns... - fügte er hinzu. Dann nahm er sanft die Hand seiner Liebsten und die beiden teleportierten sich zurück nach Wien.

Die Gruppe traf sich im Dachboden. Jürgen teilte mit, wo sich die Maskköpfigen laut dem magischen Computer zurzeit befanden, nämlich in einem sogenannten “schwarzen Loch”.

- Und wie werden wir dort sehen und uns orientieren können? - fragte Kerstin neugierig.

- Keine Sorge, das Stärkeelixir beinhaltet auch solche Zauberpflanze, die uns ermöglicht, so gut im Dunkel zu sehen, wie Katzen oder Eulen. - kam Denises Antwort.

- Ach so, danke für die Aufklärung. - erwiderte Kerstin.

- Okay, hier sind unsere Pentagramme und Dreikreise. - sagte Miriel und verteilte die schützende magische Symbole. - Kerstin, holst du einige Kristallen? -

- Natürlich, sofort. - reagierte Kerstin und lief in ihr Zimmer, um fünf Kristallmedaillen zu holen, die aus solchen Kristallen bestanden, welche von Negativität schützen. Sie verteilte dann diese unter den Mitgliedern der Gruppe. Nachdem alle die Kristallen und Symbole angezogen hatten, sagte Miriel: - Okay, es bleibt uns nichts übrig, als das Stärkeelixir zu trinken. Es gibt sieben Portionen für jeder von uns. Wir gehen ja auf Nummer sicher. -

Alle tranken eins für eins ihre sieben Portionen Stärkeelixir. Danach nahmen sie die Hände von einander und teleportierten. Als sie ankamen, schauten sie sich in der Dunkelheit um. Dank den Zauberpflanzen konnten sie tatsächlich so sehen wie Katzen und Eulen. 

- Dieser Ort sieht genauso aus, wie das Upside Down in der Serie Stranger Things... - kommentierte Bärbel. Alle lachten herzhaft. Dann sagte Miriel: - Okay, spazieren wir langsam vorwärts und fangen wir mit dem hypnotischen Gesang an. Kerstin, Jürgen, seid ihr bitte auf Brigids leuchtende Kerze konzentriert. -

Alle nickten einverstanden. Miriel begann, sinnlich und fesselnd zu singen.

Mmmmmmmmmmmm

Licht

Mmmmmmmmmmmm

Licht

Mmmmmmmmmmmm

Licht

Mmmmmmmmmmmm

Licht

Mmmmmmmmmmmm

Licht

Mmmmmmmmmmmm

Licht

Mmmmmmmmmmmm

Licht

Zuerst schalteten sich Kerstin und Jürgen ein. Dann Bärbel und schließlich Denise. Mittlerweile lauschten sie laufende Schritten. Tausende Maskköpfige erschienen plötzlich, als wären sie ausgerechnet rausgekommen, um herauszufinden, wer sich erlaubte ihre Ruhe zu stören. Miriel, Kerstin, Jürgen, Bärbel und Denise verloren gar nicht die Konzentration, sondern begannen, lauter, stärker und tiefgründiger zu singen. Ein Crescendo von fünf entschlossenen Stimmen verbreitete sich in der Umgebung. Mittlerweile bemerkten Kerstin und Jürgen, dass Brigids leuchtende Kerze in der Mitte stand, umgeben von einem Kreis aus gestohlenen magischen Gegenständen. Kerstin zögerte keine Sekunde und immer noch singend näherte sie sich der Kerze an. Sie wusste genau, was sie tun musste. Im Einklang mit den Schwingungen des Gesangs atmete sie ein. Dann aus. Sie zentrierte. Bildete den Feuerball, den sie danach Stück für Stück bis zur optimalen Größe erweiterte. Sie warf ihn dann auf die Kerze und entzündete damit die Flamme. Sie und ihre Freunde fuhren mit dem Gesang fort. Die Flamme von Brigids leuchtende Kerze loderte hell und unauslöschbar. Sie begann, die Maskköpfigen eins für eins aufzusaugen. Zum Glück klang das hypnotisierende Gesang so stark, dass keiner der Maskköpfigen sich dagegen wehren und wiederstehen konnte. Nach dem keiner von ihnen übrig blieb, nahm Miriel Brigids leuchtende Kerze, während Bärbel, Denise, Kerstin und Jürgen die magische Gegenstände aufsammelten. Dann geschah die Zurückteleportation nach Aanaor, wo Miriel die Kerze zu ihrem ursprünglichen Platz zurückstellte und die magische Gegenstände mit einer speziellen Magie zurück zu ihren Besitzern zauberte. Schließlich teleportierten sich alle nach Wien zurück und feierten gemeinsam das Imbolcfest.

 

                                                                                 ENDE

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