So wie gesät wurde, wird geerntet - Lughnasadhgeschichte

 


In der Nacht vor dem Schnitterfest Lughnasadh wälzte sich Bärbel Sommer unruhig in ihrem Bett herum. Sie hatte gerade einen komischen Traum, in dem sie, ihre Freundinnen Denise Ritter und Kerstin Ziegler, sowie Jürgen Waldbach und die Engelfrau Miriel in einem katakombenähnlichen unterirdischen Ort sich befanden, dessen Wände mit bunten Handzeichnungen dekoriert waren. Denise befahl, schnell nach irgendwelchen Spuren zu suchen. Doch nach welchen Spuren genau, das konnte Bärbel leider nicht erfahren, da sie abrupt aufwachte. Sie bemerkte, dass sie gerade schwitzte. Es wundert mich sowieso nicht, dachte sie innerlich. Sie ging ins Bad, um sich ein wenig zu erfrischen, danach trank sie ein bisserl Limonade und entschied sich, den Rest der Nacht an irgendeinem neuen Artikel arbeitend zu verbringen, was sicher ihre Aufmerksamkeit von dem komischen Traum abgelenkt hätte. 

Mitterweile ging es Denise im Schlaf ähnlich, sie hatte ebenfalls einen komischen Traum: sie sah den Sonnengott Lugh in einem sargähnlichen Gegenstand am Limit seiner Kräften liegen. Urplötzlich wachte sie auch auf. Sie holte ihre Kopfhörer, um sich mit beruhigender Musik abzulenken.

Im Zimmer von Jürgen und Kerstin war die Situation dieselbe: auch Kerstin hatte einen komischen Traum. - Jürgen! Bist du wach? - fragte sie nachdem sie vom Traum aufwachte und schüttelte ihren Ehemann. - Ja, was ist? - murmelte Jürgen ein wenig schlaftrunken. - Kerstin, Herzchen, alles in Ordnung? Ist was passiert? - fragte er dann.

- Ja, ich hatte gerade einen komischen Traum... oder Vision... was auch immer, ich weiß nicht genau... - antwortete Kerstin.

- Erzähle. - erwiderte Jürgen.

- Wir waren auf Aanaor, jedoch sah die magische Insel nicht so aus, wie normalerweise... - begann Kerstin. - Der Himmel war stürmisch, das Meer schwarz, der Wald total vertrocknet, der Erdboden mit einer staubähnlichen Substanz übergossen. Außer uns waren all die magischen Wesen, die diese Insel bewohnen, in Stein transformiert. Oh meine Güte, Jürgen, die waren wie Statuen!-

- Okay, okay, mein Schatz, beruhige dich bitte. Bestimmt gibt es eine Erklärung. - sagte Jürgen und zog seine Ehefrau in die Armen. Kerstin erwiderte die Umarmung. Sie blieben eine Weile so. - Wir sollten alle zusammen in den Dachboden gehen und alles besprechen. - schlug Kerstin vor, nachdem sie sich von der Umarmung löste. Gesagt getan, sie und Jürgen gingen aus dem Zimmer um die anderen zu rufen, die zum Glück auch wach waren. Einmal im Dachboden riefen sie auch Miriel. Die drei Lichtwächterinnen erzählten die komische Träume nacheinander. Danach wurde es für einigen Minuten mucksmäuschenstill. Schließlich kam Miriel zum Wort: - Ihr müsst wissen, diese sind überhaupt keine Träume, sondern Visionen. Alles, was ihr gesehen habt, ist absolut wahr und hängt sogar zusammen. Aanaor ist in Gefahr und wir sollten schnell reagieren und die ursprüngliche Zustände zurücksetzten, bevor es zu spät ist. - 

- Wie viel Zeit haben wir? - fragte Denise.

- Nicht so viel. Bis zum nächsten Sonnenuntergang. Aber wir müssen auch das Lughnasadh-Ritual ausführen. Und da brauchen wir Lughs Kraft ebenfalls. - antwortete Miriel.

- Okay, wir helfen natürlich. - schaltete sich auch Bärbel ein. - Was ist genau passiert? - fragte sie neugierig.

- Ein Gestaltwandler hat Lughs Kräfte ausgesaugt und übernommen. Jedoch hat er ihn nicht getötet, sondern in einem Zwischenzustand gelassen. Der Gestaltwandler kam nach Aanaor und gab vor, Lugh persönlich zu sein, jedoch spürten wir alle, dass nicht alles ganz in Ordnung war. Wisst ihr, wir spürten die typische Gefühle, die man spürt, wenn ein Gestaltwandler in der Nähe ist... -

- Oida, immer diese Gestaltwandler! - rief Kerstin genervt auf.

- Genau. Wir müssen schnell etwas tun. - fuhr Miriel weiter. - Zuerst sollten wir alle das Stärkeelixir trinken, dieses Mal zehn Portionen davon. Dann müssen wir einen Zaubertrank vorbereiten, das wir dem Gestaltwandler entgegen werfen, damit befreien wir ihn von Lughs Kräften, welche zu ihrem legitimen Besitzer zurückkehren. Nachdem wir den Gestaltwandler vernichtet hatten, werden wir zu Lugh teleportieren und ihn befreien, zurück nach Aanaor gehen und zusammen die ursprüngliche Zustände wiederherstellen. -

Alle nickten einverstanden. Kerstin holte die Kiste mit den Stärkeelixiren und verteilte zehn Portionen pro Person. Nach dem Trinken der Stärkeelixiren machte der magischer Computer plötzlich ein Geräusch. Auf dem Bildschirm stand Folgendes:

Bevor ihr den Zaubertrank dem Gestaltwandler entgegen werft, solltet ihr den folgenden Zauberspruch rezitieren:

 So wie gesät wurde, wird geerntet,

Wir wollen, dass der Gestaltwandler jetzt verschwindet,

Seie der Böse endgültig vernichtet,

Möge all das Schöne und Gute zurückkehren,

Lass uns jetzt beginnen, Lughnasadh zu feiern!


Bärbel kopierte schnell den Zauberspruch auf einen Zettel. Dann gingen alle gemeinsam in die Küche, um den Trank vorzubereiten. Denise holte Lavendel, Kerstin Sonnenblumen, Bärbel weiße Rosen, Miriel Minze und Jürgen eine Prise Baldriane. Das Ganze wurde sorgfältig gemischt, dann mit einem Spruch verstärkt. Miriel goss ihn in eine kleine Glasflasche, welche sie dann Bärbel übergab, die diese in ihren Rucksack steckte. Alles war fertig. Jürgen, Kerstin, Bärbel, Denise und Miriel teleportierten nach Aanaor.

Als sie auf ein Fels ankamen, von dem sie die ganze Insel sehen konnten, fehlte den drei Lichtwächterinnen und Jürgen der Atem. Die Situation war wirklich schlimm. - Wo hast du den Gestaltwandler zum letzten Mal gesehen? - stellte Kerstin der Engelfrau die Frage.

- Die Antwort wird dir leider nicht gefallen, Kerstin. - erwiderte Miriel. - Leider in deinem Feuertempel. Und mir ist es zum Glück noch gelungen zu teleportieren, bevor es zu spät wurde. -

- Dann los geht’s! - schlug Kerstin vor.

- Warte. - sagte Jürgen. - Ich mache für uns einen Schutzzauber, damit der Gestaltwandler uns nicht in Stein umwandelt. - Gesagt getan. Danach teleportierten sich alle fünf in den Feuertempel.

Einmal dort angekommen fing das neue Schock an: die Flammen, die normalerweise orange und rot leuchteten, waren diesmal schwarz. In Kerstin kochte unglaublich viel Wut. Wie konnte nur der Gestaltwandler es ihr und ihrem Element antun? Bärbel und Denise bemerkten, wie Kerstin sich gerade fühlte und wechselten mit ihr einen beruhigenden Blick. Genau in jedem Moment erschien der Gestaltwandler in seiner staubähnlichen Form. Er lachte gemein.

Miriel verlor keine Sekunde: sie zauberte mit ihrer Luftmagie einen Käfig um ihn herum. - Schnell, stärkt den Käfig mit eurer Magie! - befahl sie. Jürgen war dran mit seiner Äthermagie, dann Kerstin mit der Feuermagie, Bärbel mit Wassermagie und schließlich Denise mit Erdmagie. Die eingesperrte Kreatur schrie voller Schmerz auf, jammerte flehend und bat herausgelassen zu werden.

Jedoch komplett erfolglos. Kerstin rief auf: - Auf gar keinen Fall wirst du befreit, du blöder Vollkoffer! Du zählst dafür was du mit Aanaor und Lugh gemacht hast!-

 Inzwischen nahm Bärbel den Zaubertrank und den Zettel mit dem Spruch.

- So wie gesät wurde, wird geerntet, wir wollen, dass der Gestaltwandler jetzt verschwindet, seie der Böse endgültig vernichtet, möge all das Schöne und Gute zurückkehren, lass und jetzt beginnen, Lughnasadh zu feiern! - rezitierten alle im Chor. Bärbel warf dann den Zaubertrank dem Gestaltwandler entgegen. Aus ihm begann ein goldenes Licht herauszuschweben.

- NEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINNNNNNNNNNNNNNNN!!!! -  klang sein letzter Schrei vor seiner Explosion.

Das goldene Licht schwebte weiter in der Luft herum. - Bitte, führe uns zu Lugh! - bat Miriel. Sie, die Lichtwächterinnen und Jürgen wurden dann von ihm umgeben, wie von einer Blase. Dann verschwanden sie alle, gemeinsam mit dem Licht.

 Sie kamen in denjenigen unterirdischen Ort an, der in Bärbels Vision vorkam.

- Wir müssen nach Spuren suchen... - sagte Denise. Für Bärbel kam es wie ein Déjá-vu vor. Das goldene Licht beleuchtete den ganzen Ort und schwebte an die Wand vorbei, welche mit Handzeichnungen dekoriert war. Dann kehrte sie in der Mitte des Raums zurück. Sie zeichnete fünf Händen: eine in der Mitte und vier andere um ihr herum, gedreht zu den verschiedenen vier Richtungen.

- Das Licht will, dass wir die Hände mit unserer Magie genauso zeichnen. - übersetzte Miriel die Botschaft des goldenen Lichts.

- Aha, ich verstehe es jetzt! - sagte Bärbel begeistert. - In der Mitte muss eine Hand mit Äthermagie gezeichnet werden. Rund um diese sollte eine Hand mit Luftmagie zum Norden gedreht werden, mit Wassermagie zum Osten, mit Feuermagie zum Süden und mit Erdmagie zum Westen. Wie bei einem Munay Ki Ritual, so sind die Richtungen mit den Elementen verbunden. - erklärte sie.

- Bärbel, du bist ein Genie. - reagierte Kerstin.

- Genau. - erwiderte Denise. - Versuchen wir mit deiner Idee! - fügte sie noch lächelnd hinzu.

Gesagt getan. Alle zeichneten die Hand mit der eigenen Magie, gedreht in die zugeteilte Richtung. Mittlerweile schwebte das goldene Licht noch über sie.

Als alle mit den Zeichnungen fertig wurden, eröffnete sich urplötzlich der Boden und ein sargähnlicher Gegenstand schwebte nach oben und blieb dann in der Mitte stehen. Er öffnete sich. Miriel, Jürgen und die Lichtwächterinnen näherten sich an und guckten hinein. Da lag der Sonnengott Lugh. Etwas wunderbares passierte in dem folgenden Moment: das goldene Licht schwebte zu ihm, trat in seinem Körper zurück und Lugh erwachte wieder zum Leben. Er begrüßte Miriel, die Lichtwächterinnen und den Weißmagiezauberer und bedankte sich bei ihnen für die geleistete Hilfe. Schließlich teleportierten alle nach Aanaor zurück und umwandelten die magische Wesen vom Stein wieder in ihre ursprüngliche Form, danach taten sie das Gleiche mit dem Wald, dem Wasser, der Küste, dem Himmel und dem Feuertempel. Lugh verwendete seine Sonnenkraft um die wieder lebendige Aanaor zu beleuchten. Miriel, Jürgen, Kerstin, Denise und Bärbel, samt allen magischen Wesen, verstärkten den Schutzzauber der Insel, damit keine negative Entität in der Zukunft deren Grenze überschreitet. Der Frieden, die Schönheit, die weiße Magie und die Positivität kehrten nach Aanaor zurück. Jetzt blieb nichts mehr übrig, als das Fest von Lughnasadh zu feiern. Zuerst wurde all die Erträgnis der Pflanzen sorgfältig geerntet, dann mit Magie gesegnet, danach wurden daraus Essen und Getränke gezaubert. Kerze wurden erzündet, Musik wurde gespielt, es wurde getanzt, die Sonne schien, eine leichte Sommerbrise wehte, die Wiesen waren voll von verschiedenen Blumen. Alle sammelten sich im Kreis an der Küste, rezitierten Zaubersprüche zum Anlass, organisierten magische Spiele, aßen, tranken und plauderten darüber, was sie bisher erreicht haben und welche Pläne sie noch für das kommende Jahresviertel vorhatten.

 

                                                                                ENDE

 

 

 


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