Biblio-Lettie S1/E7-E8 im Artikelformat
Habidere, servus und hallo, meine liebe Leserschaft! Anbei geht es mit dem Programm Biblio-Lettie im Artikelformat weiter. Diese werden nämlich die letzte Episoden in diesem Format für heuer. Geplant habe ich es nicht so. Aber die gute Nachricht: ich habe eine Lösung gefunden: ab 2025 wird es Biblio-Lettie im Format eines Podcasts geben! Genau, die erste zwei Episoden und auch die weiteren, die hier im Artikelformat gezeigt wurden, werden dann als Podcast aufgenommen und veröffentlicht. Leiwand, oder? 😉 Und zwar mit einer Überraschung dazu... Jetzt konzentrieren wir uns jedoch auf die Gegenwart: anbei stelle ich zwei total lesenswerte Meisterwerke vor. Los geht's!
Biblio-Lettie, S1/E7: Die heilende Kraft des Schreibens, Autoren: Lutz von Werder, Barbara Schulte-Steinicke, Brigitte Schulte
Klappentext:
Die eigene Biografie enthält große Schätze, aber auch schmerzliche und unverarbeitete Erfahrungen. Schreiben kann eine Methode sein, sich auf sanfte Art mit der eigenen Lebensgeschichte auseinanderzusetzen und auszusöhnen. Die Autorinnen und der Autor, erfahrene Schreibtherapeuten und Schreibwerkstattleiter, geben einen Überblick über die verschiedenen Techniken des therapeutischen Schreibens. Anhand vieler Übungen und Beispiele aus der Schreibtherapie zeigen sie, dass Schreiben heilsame Kraft besitzt, die im Alltag genutzt werden kann.
Meine Eindrücke
Dieses Buch habe ich noch im Herbst 2019 als Bachelor-Germanistikstudentin für mich ausgesucht, als ich mein erstes Referat vorbereitete. Das Thema war natürlich kreatives Schreiben, mit Schwerpunkt Schreibtherapie. Mit diesem Buch war es sofort Liebe auf den ersten Blick. Nachdem ich es mir bestellt habe und es angekommen war, habe ich es genau in einer einzigen Nacht gelesen. Und ich lese es immer wieder, wenn ich mich therapeutisch mit dem Schreiben beschäftigen will und mache auch die genaue Übungen, die darin beschrieben werden, sogar habe ich während des Covid-Jahres 2020 für meinen Schreibimpuls-Adventkalender die Inspiration bei diesen Übungen gefunden. Meiner Meinung nach ist jede einzelne Übung in diesem Buch sehr nützlich und bereichert einem einfach das Leben. Und anbei teile ich meinen Lieblingsteil bzw. meine Lieblingsübungen, die eine besondere Wirkung auf mich beim Lesen ausübten, und ganz bestimmt werde ich diese Übungen als Nächstes machen. Gedanken und Ideen habe ich dazu bereits...
" Übung: der Beamte und der Hippie
Schreiben Sie nun, wenn Sie mögen, eine kleine Geschichte, die durchaus kurze Dialoge umfassen kann. Die Geschichte soll von der Begegnung zwischen einem Beamten und einem Hippie handeln und die unterschiedlichen Lebensentwürfe beider darstellen. Bevor Sie mit dem Schreiben beginnen, schließen Sie die Augen und stellen Sie sich Ihre beiden Figuren vor. Denken Sie dabei ruhig auch an die beiden Seiten Ihrer eigenen Person, die dem Beamten und dem Hippie ähneln. Behalten Sie die beiden Personen fest vor Ihrem geistigen Auge, und schreiben Sie einen Widerspruchs-Cluster zum Kernwort: der Beamte / der Hippie.
Während Sie Ihre Assoziationsketten schreiben, vergegenwärtigen Sie sich noch einmal die Begegnung der beiden: die Worte, die sie sprechen, ihre Kleidung, ihre innere Haltung, ihre äüßerlichen Unterschiede. Sobald ein Bild von der Szene vor Ihrem geistigen Auge entsteht, ist der Umschalteffekt da, und Sie können beginnen, Ihren Text zu schreiben. Wenn Sie fertig sind, lesen Sie Ihren Text noch einmal durch und prüfen Sie , ob die beiden Personen in schöner Spannung zur Sprache kommen. "
S. 86-87
" Übung: Ich bin der Schreibtisch von... - ein Perspektivwechsel
- Wählen Sie einen Gegenstand aus, der in Ihrem beruflichen Alltag eine große Rolle spielt, und beschreiben Sie seine Sicht der Dinge.
- Lassen Sie diesen Gegenstand in Ich-Form erzählen. Beginnen Sie mit der Formulierung: Ich bin der/die/das... von...
- Schreiben Sie im Sinne des Freewriting fünf Minuten, ohne nachzudenken und ohne den Stift abzusetzen.
Diese Verfremdung ermöglicht, im Ansatz bereits einen ersten neuen Blick auf die Situation. Wie verständnisvoll oder wie kritisch war Ihr Gegenstand? Gern können Sie ihm natürlich antworten! "
S. 88
"Übung: Irgendetwas hält mich davon ab...
Schreiben Sie im Sinne des Freewriting fünf Minuten lang, ohne nachzudenken oder den Stift abzusetzen, über Ihre persönliche belastende Arbeitssituation.
- Beginnen Sie mit dem Halbsatz Irgendetwas hält mich davon ab... und setzen Sie ihn fort.
- Wenn Ihnen nichts einfällt, dann wiederholen Sie einfach den Halbsatz und probieren Sie es nochmals, bis Sie etwas zu Papier bringen.
Irgendetwas hält mich davon ab, abzuschalten und die Arbeit Arbeit sein zu lassen...
Irgendetwas hält mich davon ab, <<Das kann ich!>> zu sagen oder zu denken... "
S. 89
Hm, mit dem letzteren Beispiel könnte ich vielleicht manchmal etwas anfangen... Auf jeden Fall, alle Übungen in diesem Buch sind ein Versuch wert, um uns auf dem spannenden und mysteriösen Weg des Selbstkennenlernens weiterzubewegen. Ich empfehle dieses Buch wärmsten Herzens für diejenige, die sich eine alternative Therapie oder Selbstcoaching mit alternativen Methoden suchen oder auch sich ganz einfach besser kennenlernen wollen.
Biblio-Lettie, S1/E8: Weihnachten auf der Lindwurmfeste, Autor: Walter Moers
Klappentext:
Nie war Weihnachten so zamonisch. Nie war Zamonien so weihnachtlich. Hildegunst von Mythenmetz, der berühmteste Schriftsteller Zamoniens, erzählt von einem kuriosen Ritual namens Hamoulimepp, das in seiner Heimat, der legendären Lindwurmfeste, alljährlich abgehalten wird. Die Ähnlichkeiten dieses Ereignisses zu unserem Weihnachtfest sind verblüffend. Mythenmetz berichtet von Rostigen Gnomen und Hamoulimeppwurmzwergen, von schwer verdaulichen Essen, Feuerlosem Feuerwerk und vielem mehr.
Meine Eindrücke
Seit dem ersten Moers-Roman - nämlich Die Stadt der träumenden Bücher - bin ich ein ziemlich großer Fan des Autors und des Phantasie-Landes Zamonien, das immer eine Lesereise wert ist und wohin ich mithilfe der Moers-Bücher immer wieder gerne zurückkehre. Weihnachten auf der Lindwurmfeste wurde mir letztes Weihnachten auf Wunsch geschenkt, passend zum Fest. Ich habe es innerhalb des selben Abends gelesen. Und ich werde es jedes Weihnachten bzw. schon in der Adventszeit immer wieder lesen, so habe ich entschieden. Diese Meisterwerk-Lektüre ist zweifellos das fundamentalste Element der Weihnachtshygge, darauf schwöre ich mein Wort! Oh, und die Illustrationen von Lydia Rode sind ebenfalls total leiwand. Und jetzt zeige ich anhand meiner Lieblingspassagen, warum ich dieses Buch so gerne habe. In Klammern kommentiere ich auch die erwähnte Passagen. Also, passt auf!
" Vorwort des Übersetzers:
Es gibt kein Weihnachten auf der Lindwurmfeste, so wie es auch in ganz Zamonien kein Weihnachtsfest gibt. Dabei existieren in Zamonien mehr populäre Feiertage als unterschiedliche Daseinsformen: Die Holzgnome feiern das Borkenfest, die Nattifftoffen ihr Snörefiesten, die Roggenmumen ihr Kindergruseln, die Nebelheimer ihren Trompaunenvollmond, die Buchlinge ihr Silvester-Ormen, die Wolpertinger ihr jährliches Septemberkämpfen, die Hoawiefs ihr Hoawief, die Gurkenzwerge ihr Essigfest. Die Venedigermännlein begehen ihre Mandolinenwoche, die Buntbären ihr herbstliches Bienenmelken, die Schrecksen ihre Orakelnacht, und die Lindwürmer der Lindwurmfeste zelebrieren eine alljährliche dreitägige Feierlichkeit, die sie Hamoulimepp nennen. Aber ein Weihnachten ist nicht dabei. Als ich jedoch im nahezu unerschöpflichen Briefwechsel von Hildegunst von Mythenmetz mit dem Buchhaimer Eydeeten Hachmed Ben Kibitzer, den ich immer noch bearbeite und zur Veröffentlichung auswerte, einen langen Brief fand, in dem Mythenmetz die Gebräuche von Hamoulimepp ausführlich und kritisch beschreibt, fielen mir dabei viele erstaunliche Parallelen zu unserem Weihnachtsfest auf. Sie waren so frappierend, dass sich dem Übersetzer in mir fast unwiderstehlich die Übertragung von Hamoulimepp in Weihnachten geradezu aufdrängte. Das wäre natürlich ungenau und völlig unwissenschaftlich, daher heißt Hamoulimepp im Folgenden auch jedes Mal Hamoulimepp, wie es sich gehört. Nur im Buchtitel habe ich den Hinweis auf diese frappierenden Ähnlichkeiten zu unserem Weihnachten erlaubt. Dem Leser dieser Übersetzung sei es überlassen, die verblüffenden Übereinstimmungen selbst zu entdecken, was vielleicht einer Steigerung des Lesevergnügens zuträglich ist. Wem das nicht reicht, der kann diesen Brief auch als völkerkundliche Studie lesen, die einen intimen Einblick in die faszinierende Kultur der Lindwürmer gewährt - bis weit zurück in ihre urgeschichtliche Vergangenheit.
Walter Moers "
S.17
(Genial! Ich beuge mich tief vor Moers' Genialität! Chapeau! Ich ziehe den Hut!)
" Kein Wunder, dass die Kinder Angst vor ihm haben, wenn sie ihn sich als geisteskranken Schwarzen Mann mit blauem Gebiss vorstellen, der nachts ungebeten in fremden Wohnungen kommt, um ungehorsame Kinder mit der Hamoulirute zu verbimsen! Ich hatte als Kind immer einen Mordsbammel vor dem Mepp und zucke noch heute unter der bloßen Nennung seines Namens zusammen wie unter einem Peitschenknall. "
S. 23
(Ach du meine Güte! Bei uns würde sich ganz bestimmt eher der Mepp vor uns Angst haben, hihihi! 😂😂😂 Wetten wir, ich fange an, Hamoulimepp zur Melodie von Feliz Navidad zu singen, absichtlich im nervigsten Ton aller Zeiten, er wird es ganz sicher nicht aushalten! 😂😂😂 Übrigens, ich merke schon die Ähnlichkeiten zwischen dem Mepp und dem Krampus. Urleiwand ist dieser Roman, wirklich!)
" Das Hamouli und der Mepp bringen all die Geschenke zur Lindwurmfeste, die exklusiv für diejenigen Lindwurmkinder bestimmt sind, die das ganze Jahr widerspruchslos ihren Dichtpaten gehorcht haben. Die anderen, die ungehorsamen Kinder bekommen gar keine Geschenke und werden vom Mepp mit einer Rute aus gebündelten Brenndisteln verdroschen, die man die Hamoulirute nennt. Einen Kommentar zu dieser abwegigen pädagogischen Einschüterungsmethode, mein lieber Hachmed, erspare ich dir und mir, denn das würde wirklich die Grenzen eines Briefes sprengen. Ich erwähne nur noch, dass der Mepp dem Hamouli die Hamoulirute hinterherträgt - wahrscheinlich nur, damit er selber die Kinder damit vermöbeln kann. Denn das Hamouli rührt die Hamoulirute nie an, obwohl sie nach ihm benannt ist. Ein Brauch, der voll von abstrusen Widersprüchen ist, wie du siehst. "
S. 25-26
(😂😂😂)
" Ein anderes Hamoulimepp-Mysterium, das mich beschäftigt, ist in gewisser Weise pädagogischer Natur: Warum bringen sich erziehungsberechtigte Lindwürmer eigentlich mutwillig um das Vergnügen, ihre Kinder darüber aufzuklären, dass ihre Eltern sich die kostbaren Geschenke vom Mund abgespart und so liebevoll verpackt haben? Warum verzichten sie auf die vielleicht ewige Dankbarkeit einer Kinderseele und lassen sie grundlos nichtexistierenden Phantasiefiguren zukommen, für die sie auch noch eine komplizierte und widersprüchliche Lügengeschichte stricken? Welches pädagogische Prinzip steckt dahinter? Würde es Familien nicht umso fester zusammenschmieden, wenn die Kinder wüssten, dass sie von ihren Eltern so reich beschenkt wurden? Statt von irgendeinem gespenstischen Hamouli und seinem sadistischen Mepp? Nur um eines Tages zu erfahren, dass sie ihre ganze Kindheit lang einer bizarren Lüge aufgesessen sind, und ihren Eltern dafür fortan zu misstrauen, so wie es bei mir der Fall war? Hat es vielleicht mit unserer notorischen Veranlagung zum Geschichtenerfinden, zum professionellen Lügen zu tun? Das ist für mich jedenfalls bisher die einzige plausible Erklärung. "
S. 33
(Na ja... die zamonischen Kinder haben es ebenfalls nicht leicht. Wer hat übrigens außer mir auch die Ähnlichkeiten zum Weihnachtsmann und zum Krampus gemerkt?)
" Hamouli, Hamouli,
Mepp Mepp Mepp!
Hamouli, Hamouli,
Mepp Mepp Mepp!
Gesang der Hamoulimeppwürmer "
S. 5
(😂😂😂 Ich kann es mir wohl vorstellen, wie das gesungen wird... und es klingt einfach so lustig für meine Ohren!)
Sodala, das war's dann mit diesen zwei Episoden von Biblio-Lettie. Ich hoffe, dass ihr viel Spaß am Lesen des Artikels hattet. Falls ihr irgendwelche der bisher empfohlenen Bücher zu lesen vorhabt, wünsche ich euch ebenfalls dabei viel Vergnügen. Wie in der Einführung erwähnt, es wird von Biblio-Lettie kein Artikelformat mehr geben, ab 2025, sondern das Podcastformat wird angesagt... Es wird wahrscheinlich viel Arbeit, ich werde den ganzen Frühling und Sommer daran hackeln, um es euch nächsten Herbst und Winter präsentieren zu dürfen... Da das Jahr sich zum Ende neigt, möchte ich hier noch darüber bissl Werbung machen, was in den letzten zwei Monaten, also im November und Dezember auf euch anbei auf Lindtzeratur zukommt: nämlich am 7. November eine Teilnahme meinerseits an einer Blogparade (Thema: Weihnachtsalternativen) und dann, am 29. November erscheint der längst erwartete Vorstellungsbeitrag meines Adventromans (habt ihr inzwischen bereits über dessen Titel gerätselt? Es lohnt sich sehr...), bzw. am 30. kommt mein November-Dankbarkeitstagebuch. Der Dezember wird wieder der ereignisvollste Monat des Bloggerjahres: zwischen den 1. und 24. werden ja wohl die einzelne Kapitel des Adventromans erscheinen, mittlerweile am 21. kommt auch noch ein Artikel über Yule (die Wintersonnenwende) dazu. Schließlich publiziere ich das gesamte Adventbuch auf Patreon ebenfalls, der Link wird auf Lindtzeratur geteilt. Und ein Dezember-Dankbarkeitstagebuch sowie ein Jahresrückblog 2024 dürfen ja auch nicht fehlen. Übrigens, kleine Randnotiz: das heurige wird bereits mein vierter Jahresrückblog... voll leiwand, oder? 😉 Nun, lange Rede, kurzer Sinn: das war's also mit der Ankündigung der Neuigkeiten der verbleibenden zwei Monate des Jahres 2024. Jetzt muss ich mich wirklich verabschieden und zum Schreiben meines Adventromans zurückkehren, der schreibt sich ja leider nicht von selbst... Macht's gut (ha det bra, wie man im Norwegischen sagt, was ich seit September lerne) und viele virtuelle Umarmungen schicke ich. Bis zum nächsten Artikel! Tschüsserl-Busserl! 😘😘😘
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