TABU-Talk: Über dieses Tabu möchte ich endlich offen reden! - Teilnahme an der Blogparade von Generose Sehr

 





Habidere, servus und hallo, meine liebe Leserschaft! Das ist leider der letzte Artikel des Blogparadensommers und zugleich geht es anbei um das ernsthafteste Thema: Tabus. Ich muss gestehen, ich habe noch nie darüber geschrieben, ich weiß nicht, wie das empfangen wird (ich höre schon manche meiner Familienmitglieder sagen: Was hast du gedacht, dass du über solche Themen schreibst??? Hast du sie noch alle???, usw.). Aber ich bin der Meinung, wenn es darüber nicht geredet bzw. geschrieben wird, ist es viel schädlicher. Ich habe gleich vier Tabus aus der Liste gewählt. Reagierend auf der Blogparade von Generose Sehr, erläutere ich das Thema, indem ich ein paar Leitfragen beantworte. Los geht's! 


1) Über welches Tabu schreibst du und warum?

Über Bühnenangst bei darstellenden Künstler:innen, schwierige Familiensituation, Sexualität und gewollte Kinderlosigkeit. Schauen wir mal, warum. Direkt betroffen bin ich eigentlich nur von den ersten zwei, aber die andere beschäftigen mich sowieso ebenfalls. Also, Bühnenangst bei darstellenden Künstler:innen... trotz eines Theaterworkshops habe ich noch heute oft Bühnenangst und Lampenfieber vor einem Vortrag oder vor einem Videodreh. Am besondersten beim Letzteren. Und die interessante Sache ist: im Theaterworkshop hatte ich gar keine Bühnenangst. Bei einem Vortrag habe ich sie zwar am Anfang, die vergeht aber schnell. Nur bei einem Videodreh bleibt sie die ganze Zeit da... Keine Ahnung, warum. Deshalb bin ich in der letzten Zeit bissl von meinem YT-Kanal verschwunden. Das einzige Video, bei dessem Dreh es meinerseits keine Bühnenangst gegeben hat, war das Tanzvideo in Rom. Das war spontan aufgenommen. Okay, nächstes Tabu: schwierige Familiensituation. Meine ganze Kindheit war dadurch geprägt. Ständige Streite zwischen meinen Eltern, Aggression (sowohl verbale als auch körperliche) trotz Nüchternheit von der Seite meines Vaters. Seit der Trennung meiner Eltern sieht die Situation besser aus. Aber das Obenerwähnte als Kind zu erleben, war nicht so gut. Keinem wünsche ich sowas. Drittes Tabu, nämlich Sexualität: ich habe mit 24 auf einmal herausgefunden, dass ich keine sexuellen Gefühle spüren kann. Ich habe weder Angst noch ekle mich vor dem Sex an sich, ich bin ganz einfach nur nicht dafür interessiert. Habe andere Präferenzen. Und was mein Interesse an die Geschlechte betrifft: für Männer habe ich eher freundschaftliches Interesse, während für Frauen - und vor allem für einen bestimmten Frauentyp - vielmehr romantische Gefühle da sind. Manche sagen, es ist nur wegen meines Hintegrundes aus der Kindheit so, jedoch bin ich anderer Meinung. Ich denke, es war schon immer tief in mir, denn bereits mit 5 sagte ich: "Ich will gar keinen Mann heiraten" und dann bis zu meinem 15. Lebensjahr hatte ich auch gar kein Interesse, mit Jungs etwas zu unternehmen. Als ich einige Jungen gedatet habe, fühlte ich - obwohl manche von diesen Jungs richtig süß waren -, dass mir etwas fehlt. Ich konnte es mir selbst aber nicht erklären, was. Dann, mit 23, bei meinem letzten Freund hatte ich so einen Traum, dass ich ihn mit seiner Exfreundin betrogen habe. Das öffnete mir die Augen eigentlich: denn Frauen, die mit ihrem Freund glücklich sind, träumen gar nicht davon, mit seiner Exfreundin zu kuscheln und sie zu küssen usw. und fühlen sich bei diesem Traum auch nicht sehr angenehm, oder? Gut, das vierte Tabu ist dran: gewollte Kinderlosigkeit. Eine von meinen Tanten ist davon betroffen, und danke, ihr geht es auch ohne Kinder prima. Bei mir, hingegen, handelt es sich eher um ein gewolltes Nichtgebären. Und zwar nicht aus Angst, sondern, es hängt bissl auch mit dem vorigem Tabu zusammen. Beziehungsweise ich bin auch nicht sicher, ob ich eine gute Mutter wäre. Wenn nicht, dann möchte damit lieber keiner süßen unschuldigen Seele irgendwelche Schaden verursachen. Eventuell käme bei mir später die Adoption in Frage, aber dazu möchte ich noch lernen, mich noch mehr sensibilisieren, damit ich meine Aufgaben richtig gut erledige und dem adoptierten Kleinen wirklich helfen kann. Oh Gott, so ehrlich über diese Themen habe ich noch nie geredet bzw. geschrieben...


2) Welchen Umgang beobachtest du mit diesem Tabu-Thema und was würdest du dir wünschen?

Ich denke, eine bestimmte Sensibilisierung über die obengenannte Tabus hat schon im Laufe der Jahren angefangen, jedoch glaube ich, es ist immer noch nicht genug. Zum Beispiel, es wird immer noch über Frauen, die Frauen mögen, vorurteilt (und in manchen Ländern sogar mit Tod bestraft). Oder es wird Frauen, die gewollt kinderlos sind,  unterstellt, dass sie egoistisch sind und an anderen gar nicht denken, obwohl es in den meisten Fällen gar nicht der Fall ist. Ich wünsche mir einen viel offenen und toleranten Umgang mit diesen Tabu-Themen. Mit all den vier beschriebenen. 


3) Warum hat dieses Thema gesellschaftliche Relevanz?

Ich denke, es ist nicht korrekt zu erwarten, dass wir alle gleich und perfekt sind. Wir sind unterschiedlich, jedoch, was wir alle in gleicher Maße verdienen, ist: Toleranz, Respekt, Freundlichkeit, Frieden, Liebe und ein normales Leben. Unabhängig davon, mit welchen Herausforderungen wir gerade kämpfen, unabhängig von Sexualität, bzw. vom Kinderwunsch. Es nutzt nicht, wenn wir solche Menschen dämonisieren, demütigen oder noch mehr verletzen, die eventuell von irgendeinem dieser Tabu-Themen betroffen sind.


4) Was würde passieren, wenn wir alle einfach offen mit diesem Tabu umgehen würden?

Erstens, die Betroffene hätten gewusst, dass sie nicht alleine sind. Dass es anderen auch ähnlich geht, wie ihnen. Anderseits würden wir endlich in einer besseren Welt leben, die nicht nach Perfektion strebt, sondern die kleinen Unperfektionen, z.B. die Bühnenangst bei darstellenden Künstler:innen als Station sieht, von der man sich hinaus bewegen und entwickeln kann. Oder wir könnten einfach verstehen, dass nicht nur die klassische Mann-Frau-Kind(er)-Konstellation eine Familie sein kann, sondern auch zahlreiche andere Familienmodelle existieren. Wo die Liebe echt und rein ist, und keine Gewalt herrscht, das ist eine richtige Familie, unabhängig vom Geschlecht der Mitglieder, das ist meine Meinung. Und solange die Liebe echt und rein ist, dürfen alle ihre Dimensionen als souverän akzeptiert werden. Und wenn eine Frau oder ein Mann mal ganz alleine im Leben herauskommen will, dann warum nicht? Ich möchte in einer Welt leben, wo ich mich für meine Präferenzen nicht entschuldigen oder schämen, bzw. mich nicht vor Todstrafe fürchten muss, wenn ich mal nach exotischeren Ländern reise. Und ich glaube, das wollen wir ja alle. Warum tun wir dann nicht etwas mehr dafür?


Nun, das war's mit meinen Gedanken und Antworten zum Thema Tabus. Was denkt ihr? Welche Tabus möchtet ihr brechen? Wenn ihr darüber schreibt, lese ich ganz gerne und neugierig. Bis zum nächsten Artikel. Tschüsserl-Busserl! 😘😘😘








Kommentare

  1. Liebe Lettie, danke für deinen erfrischenden und ehrlichen Blogartikel und dass du damit an meiner Blogparade teilgenommen hast!
    Ja, alle diese 4 Themen (und noch so viele mehr) müssen dringen mehr besprochen werden. Danke für deine Ehrlichkeit. Deine besondere Bühnenangst finde ich sehr spannend. Bin gespannt, ob du noch herausfindest, was da bei dir passiert.
    Wenn du magst, schau dir gerne auch die anderen Artikel an, die zu diesem Thema entstanden sind. Ich liebe die Vielfalt der Tabuthemen, die sich hier in diesem Monat gezeigt hat.
    Also nochmal DANKE!
    Alles Liebe, Generose

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    1. Liebe Generose,
      sehr gerne und danke ebenfalls für die Blogparade. Ja, das sind Themen, die dringend mehr besprochen werden müssen, deshalb habe ich sie auch gewählt. Ich bin übrigens gerne ehrlich. Was bei meiner besonderen Bühnenangst genau passiert? Ich bin einfach nervös beim Videodreh, verwechsle Sätze und Wörter, kann nicht für lange Zeit in die Kamera schauen, mir ist plötzlich heiß, usw. Ich verstehe es auch nicht, denn im Theaterworkshop oder im Unterricht hatte ich sowas nie... Die anderen Artikel werde ich mir sehr gerne anschauen, mich interessiert es sehr, über welche Tabus andere Leute geschrieben haben.

      Liebe Grüße
      Lettie Lindtzer

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