Bericht über das Donauseminar in Kisoroszi

 


Als Germanistikstudentin hatte ich die Ehre, vom 4. bis 7. Mai an einem Donauseminar teilzunehmen, das gemeinsam von der ELTE, von der Uni Tübingen und der Uni Novi Sad im ungarischen Donaudorf Kisoroszi organisiert wurde. Hiermit berichte ich über meine Reise ein bisserl ausführlicher. Los geht's!


Donnerstag, 4. Mai

Für 13:20 war unsere Abfahrt mit dem Bus von der Station Újpest Városkapu geplant, ich selbst war schon um etwa 12:40 da und habe geduldig gewartet auf die Tübingen- und Novi Sad-Gruppen, die sich um einiges verspätet haben. Als wir endlich losfuhren, konnte ich meine Neugier und Freude kaum zurückhalten: nämlich erinnerte ich mich nicht mehr genau daran, wann ich zuletzt gereist bin und Reisen bedeutet mir immer eine sehr interessante, spannende Tätigkeit. Wir fuhren bis zur Fährestation Szentgyörgypuszta, danach überquerten wir die Donau mit der Fähre. Während der Anreise habe ich neue Kontakte geknüpft, aber auch sehr viel herumgeschaut und das Panorama bewundert, denn nicht jeden Tag habe ich die Möglichkeit, Budapest ein bisserl zu verlassen und neue Orte zu entdecken, also ich wollte diese Zeit gut ausnutzen und in vollen Zügen genießen. Am Bord der Fähre fühlte ich mich auch sehr wohl, zum Glück war ich nie seekrank. Als wir an unseren Unterkunft angekommen sind, hat es sich herausgestellt, dass einige Leute später kommen und ich meldete mich sofort an, sie von der Fährestation abzuholen und zur Unterkunft zu führen. Gesagt getan. Danach wurden schon die ersten Sitzungen mit Präsentationen gehalten: eine über Donaueschingen und die andere über Ulm. Dabei wurde auch der Film Der Schneider von Ulm gezeigt. Die Sitzungen dauerten bis frühen Abend, dann setzten wir uns alle zusammen draußen im Garten der Unterkunft zum Tisch und plauderten bis  Mitternacht. 


Freitag, 5. Mai

Ich war schon sehr früh wach, bin eigentlich Spätinsbettgeherin und Frühaufsteherin zugleich. Nachdem ich meine Vollkornbrot-Sandwiches und einige zuckerfreie Kekse gefrühstückt hatte, habe ich noch vor meiner Präsentation ein bisserl im Garten  meditiert, denn bei den nächsten Sitzungen - nämlich Linz und Wien - war ich dran und zwar mit der Stadt Linz und Franz Kains Erzählung Die Donau fließt vorbei.  Glücklicherweise ging alles gut und ich wurde sogar für meine felsartige Ruhe beim Vortragen gelobt. Bei meiner Präsentation habe ich aber nicht nur trockene Fakten aufgezählt, sondern auch die Teilnehmenden zu spannenden Diskussionen, zum Vorlesen und zur aktiven Mitarbeit eingeladen. Bei der Wien-Präsentation wurde uns eine Szene des Films Angeschwemmt von Geyrhalter gezeigt. Ich fand die darauf folgende Diskussion sehr interessant, denn es ging ein bisserl auch um die ökologische Situation der Donau und ich als geborene Umweltschützerin bin einfach neugierig, was wir da tun könnten. Nach den Sitzungen gingen wir zum Mittagessen, dann  bis zur Inselspitze spazieren. Der Weg war zwar lang, aber ich habe ihn sehr genossen und ganz überrascht entdeckte ich, dass ich fitter bin, als ich dachte: statt als letzte am Ende der Reihe zu gehen, war ich ganz vorne und konnte sehr gut mit unseren Dozentinnen, die uns führten, Schritt halten. Mittlerweile habe ich auch einiges geplaudert. Als wir die Inselspitze erreichten, bewunderten wir den unglaublich schönen Ort und seine Natürlichkeit. Eigentlich gab es einige Auen, aber es war kein Problem, denn die mutigsten spazierten ein bisserl barfuß herein. Danach gingen wir zurück zur Unterkunft und hatten zwei weiteren Sitzungen über Budapest und Novi Sad. Den Abend und die Nacht danach haben wir ebenfalls so verbracht, wie am vorigen Tag: draußen und plaudernd. Diesmal gab es ganz leidenschaftliche Musik, schnelle Sprachunterrichte untereinander, Zungenbrecher und sogar Singen und Vorlesen von Gedichten. Als ich ins Bett ging, konstatierte ich es glücklich, was für einen tollen Tag ich wieder erlebt habe. Ich habe es fast vergessen zu erwähnen, dass ich vor dem Plaudern auch beim Vollmond am Donauufer spazieren gegangen bin und mich auf einem Molo hingesetzt habe um einige Fotos zu machen und zu meditieren. 


Samstag, 6. Mai

Wieder ganz früh aufgewacht. Aber diesmal wurde ich mit Inspiration auch beschenkt. Wahrscheinlich hat mein Aufenthalt am nächtlichen Donauufer ein bisserl dabei geholfen. Mir ist ein Titel für ein neues Gedicht eingefallen, nämlich Ode an die Donau und dazu ebenfalls schon die erste drei Strofen. Ich habe diese schnell aufgeschrieben, danach ging ich im Restaurant des nahen Gasthaus mit meinen Kommilitonen zu frühstücken. Dann hatten wir die Sitzungen über Belgrad und Sulina, danach Mittagessen. Uns wurde auch ein ganz spannender Film gezeigt, nämlich Frühstück auf der Brücke, darin ging es um zufällig organisierte Begegnungen mit Essen und Kaffee zwischen Leuten aus Esztergom und Stúrovo, auf der Maria Valeria Brücke, wobei sie während der miteinander geführten Konversation gemeinsame Punkte finden sollten. Mir hat es sehr gut gefallen und ich merkte auch, was für gemeinsame Punkte unsere drei Gruppen haben, die ebenfalls von der Donau und vom Donauseminar verbunden wurden. Am Nachmittag und Abend hatten wir freies Programm und die Tübingen-Gruppe fuhr leider schon nach dem Mittagessen zurück. Dem Abschied folglich ging ich wieder eine Runde der Donau entlang zu spazieren, wobei ich mein Zeitgefühl ein bisserl verloren  und mich um einiges vom Abendessen verspätet habe. Nach dem Abendessen habe ich um Erlaubnis gebeten, alleine bis zur Inselspitze zu spazieren, die ich auch bekam. Ich ging also los. Mittlerweile wurde es schon dunkel, das hat mich aber nicht gestört, ich hatte die Taschenlampe-Funktion meines Handys dabei. Die Leute, die ich auf meinem Weg traf, begrüßten mich auf sehr nette Weise. Während meines Spaziergangs zur Inselspitze beim Vollmond schrieb ich auch fünf weitere Strofen zu meinem Gedicht hinzu, damit es endlich angefertigt wurde. Zwei Stunden später kam ich an meiner Unterkunft wieder an, zum Glück hatte meine Dozentin sich keine Sorgen gemacht, aber die Studierenden schon. Ich beruhigte aber allen, dass es mir gut geht und nichts passiert ist, dann habe ich mein Gedicht einigen gezeigt und dafür sehr viele positive Kritiken bekommen. Wir plauderten wieder bis spät. 


Sonntag, 7. Mai

Aufstehen (wieder sehr früh!), Koffer und Tasche zack-zack schnell packen, frühstücken... und dann leider fuhren wir los. Ich mag eigentlich meine Heimatstadt Budapest auch sehr gern, aber in Kisoroszi habe ich die Unberührtheit der Natur erfahren, was ich auf jeden Fall bewahren und wieder erleben will. Mitten in der Natur sind meine Sinne schärfer, meine Wahrnehmung anders. Ich fühl mich verbundener und tief verwurzelt, geerdet. Ich habe festgestellt, dass sich Kisoroszi für mich vielmehr wie ein Zuhause anfühlt, aber eigentlich versuche ich jedem Ort, wo ich hingehe, etwas zu finden, das sich so anfühlt. Na ja, in Kisoroszi ist es sehr gelungen. Ich plane schon, noch einmal dorthin zu fahren, ich könnte mir sogar vorstellen, einfach mal einen ganzen Sommer dort zu verbringen... denn einst ist ganz sicher klar: Kisoroszi, du hast mein Herz gestohlen!


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