Poetry Slam im deutschsprachigen Raum - Teil 3

 



Hallo, servus und habidere, meine liebe Leserschaft! Wie versprochen, bin ich diesmal mit dem Abschnitt Erkenntnisinteresse und Ziele, Fragenstellungen von meiner Diplomarbeit zurück. Viel Spaß wünsche ich beim Lesen. Los geht's!


Erkenntnisinteresse und Ziele, Fragenstellungen

Poetry Slams sind als integraler Bestandteil der gegenwärtigen Literatur- und Kulturszene auch im deutschsprachigen Raum mittlerweile angekommen und etabliert. Innerhalb dieser literarischen Bewegung werden aber nicht nur sehr aktuelle und zeitgenössische (populär-)kulturelle Artefakte dargestellt, sondern auch eine gut geeignete Einsetzbarkeit im Deutschunterricht bietet sich in vielerlei Hinsicht an. Einerseits betrifft das die Authentizität pragmatisch-unterrichtspraktischer Aspekte, wie die leichte, kostenfreie Zugänglichkeit und die Kürze der Texte. Anderseits, bei einer intensiveren Auseinandersetzung mit einzelnen Texten eröffnen sich noch zahlreiche andere Potentiale in sprachlicher, inhaltlicher und medialer Hinsicht. Daher wird das Ziel der vorliegenden Arbeit sein, zu untersuchen, auf welche Weise Poetry Slam Texte innerhalb des Deutschunterrichtes betrachtet werden können. Es geht sowohl um die tatsächliche Erprobung des Einsatzes in der Unterrichtspraxis, als auch um grundsätzliche Überlegungen zur Einsetzbarkeit. 

Von Interesse werden hier ebenfalls jene Aspekte, die aus der Performativität bzw. Medialität dieser spezifischer Literaturform resultieren, sowie sprachlich-strukturelle und inhaltliche Merkmale analysiert. Ziel dieser Arbeit ist die Beantwortung von folgenden Forschungsfragen: 

- Poetry Slam: Poesie der Moderne? 

- Poetry Slam: Spaß mit ernstem Hintergrund? 

- Poetry Slam: Welche Rolle spielt er in der heutigen Medienwelt? 

Um diese Fragen tiefgründig beantworten zu können, habe ich mit einer universitären Landeskunde-Gruppe eine Forschung ausgeführt, deren Ergebnisse ich auf den folgenden Seiten darstellen werde. 


Poetry Slam: Poesie der Moderne?

Laut den Meinungen meiner Forschungsgruppe ist die Bezeichnung von Poetry Slam als Poesie der Moderne völlig gerechtigt, denn er bietet die Möglichkeit, sowohl für Profis als auch für amateure SlammerInnen sich zu präsentieren und ihre Gedichte bekannt zu machen indem sie diese live vortragen, damit das Publikum die Poesie hört und sieht, somit besteht die Chance, Poesie auch zu erleben, im Gegensatz zu früheren Zeiträumen, wo man Poesie nur lesen und selten vorgetragen erleben konnte. Poetry Slam bietet auch die Gelegenheit, Literaturunterrichte zu modernisieren und den Lernenden ein wenig die Gegenwartsliteratur näherzubringen. In einer Zeit, wo die Online-Anwesenheit immer mehr zunimmt, gehören nicht nur Poesiebücher im Druckformat oder E-Buchformat zur Literatur, sondern auch Poesiehörbücher, auf denen es möglich ist, die Gedichte der zeitgenössischen Poeten zu hören oder auch sogenannte Poetry-Clips, beziehungsweise Slam-Videos, in denen man dank der Gestik und Mimik des/der SlammerIn ein genaueres Bild vom Text bekommt und somit dessen Interpretation ebenfalls erleichtert wird.


 Poetry Slam: Spaß mit ernstem Hintergrund?

Obwohl vielen Menschen Poetry Slam zuerst ein völlig unernstes oder eben verwirrendes Genre scheint, laut den Ergebnissen meiner Forschung stellte sich heraus, dass Poetry Slam jedoch eher als Spaß mit ernstem Hintergrund wahrgenommen werden könnte. Wie schon in der Einleitung erklärt und eingeführt, bedeutet Poetry Slam - mit deutschem Wort: Dichterwettschlacht, Dichterwettbewerb - eine offene Bühne, auf der Profis sowie amateure Slam-Poeten sich mit ihren Texten zeigen können und miteinander konkurrieren, während das Publikum oder eine Jury entscheidet, welcher Text gewinnen soll. Das mag zuerst als reiner Spaß erscheinen, vor allem, wenn die SlammerInnen im eigenen Text sich über ein Thema lustig machen oder eben während der Performance exzessive Begeisterung zeigen und damit eventuell das Publikum zum Lachen bringen. Trotzdem könnte es in bestimmten Fällen vorkommen, dass Poetry Slam eher über einen ernsten Hintergrund verfügt. 

Folgende Situationen weisen darauf hin:

- Poetry Slam über ernsthafte und sogar sehr aktuelle Themen, welche vielen Menschen beschäftigen und zum nachdenken bringen, z.B. Klimawandel, Krieg, Pandemie, Energiekrise, usw. 

- Poetry Slam über Themen, von denen oft diskutiert oder gelernt wird, z.B. Naturwissenschaften, Linguistik, Literatur, Informatik, usw., die auch lehrreich sind

- es gibt SlammerInnen, die nicht nur vorhaben, das Publikum zu unterhalten und mit ihm Spaß zu haben, sondern auch motiviert sind, mit ihren Beiträgen ernsthaftere Ziele zu erreichen und alles Mögliche zu zeigen, z.B. auch über nicht so bekannte oder eben unangenehme Themen ihre Meinung im Rahmen eines Slamtextes zu präsentieren 

- manche Beiträge können wirklich zum Nachdenken bringen und als eine Art von Inspiration für das Publikum dienen, eventuell auch als Lösung für ein Problem  funktionieren (viele meiner Befragten behaupteten, in Julia Engelmanns Text Eines Tages, Baby haben sie inspirierende Lösungen auf Probleme oder Gedanken gefunden, welche sie beschäftigten, z.B. aktiver werden und das eigene Leben in die Hand nehmen, statt immer warten oder verschieben. Zum Text folgen im Punkt Analyse weitere Ergänzungen und Erklärungen.). 

Zusammengefasst, Poetry Slam kann nicht automatisch nur als Spaß oder nur als ernsthaftes Genre bezeichnet werden, denn er trägt Merkmale von beiden Kategorien und somit gehört er in gleichem Anteil zu den beiden. 


Poetry Slam: Welche Rolle spielt er in der heutigen Medienwelt?

Auch auf dieser Frage verfügte die Forschungsgruppe über interessante Gedanken als Antwort. Ihrer Meinung nach spielt Poetry Slam in der heutigen Medienwelt zahlreiche wichtige Rollen: denn, ausgehend von den Antworten auf die vorige Frage, Poetry Slam ist mehr als nur ein Genre voller Spaß und Unsinn. Aber was alles könnte diese vielseitige und spannende Gattung der zeitgenössische Literatur noch bedeuten? Die gegebene Antworten sind genauso vielseitig und kreativ, wie das Genre selbst. Erstens, als freie, offene Bühne für jede Person, die einen Slamtext geschrieben hat und diesen auch vortragen möchte, bietet Poetry Slam die Freiheit, die eigene Meinung auszudrücken. Viele Slam-Themen laden ein, über bestimmten Kerngedanken und Einleitungssätzen zu reflektieren und sich über diese zu äußern. Da die meisten Slamveranstaltungen ziemlich viele Besucher haben, ist es möglich, auch neue Leute kennenzulernen, somit neue Kontakte zu knüpfen und auf diese Weise das eigene Netzwerk von sozialen Kontakten zu erweitern. Man kann sich mit den SlammerInnen selbst austauschen oder ebenfalls mit anderen Leuten aus dem Publikum. Sowohl als amateure/r SlammerIn als auch als Zuschauer und Zuhörer bietet sich die Chance, von Profis lernen zu dürfen, was laut den meisten Befragten nicht verpasst werden darf. Obwohl es normalerweise um einen Thema pro Slam geht, zum selben Thema gibt es je nach SlammerIn unterschiedliche Interpretationen und Meinungen, welche auch ganz neu wirken können, dadurch ist beim Poetry Slam die Erfahrung über verschiedene neue Meinungen möglich. In diesen Meinungen kann es eventuell vorkommen, dass genau das geäußert wird, worüber das Publikum oder dessen bestimmter Teil schon im Laufe des eigenen Lebens nachgedacht hat, aber noch nie etwas darüber laut gesagt oder mit anderen geteilt wurde, in diesem Fall können SlammerInnen als die sogenannte “Stimme des Volkes” funktionieren und die wichtigsten Gedanken vermitteln. Weiterhin, Slams in etlichen landeskundischen Themen stellen dem Publikum die Möglichkeit zur Verfügung, sich neues und interessantes Wissen über die Kultur der jeweiligen Länder anzueignen. Zu guter Letzt, sich einen Poetry Slam anzuhören kann uns auch beim Fremdsprachenlernen behilflich sein, denn neue Wörter können dort vorkommen, welche zur Erweiterung unseres Wortschatzes sorgen. Ich, persönlich konnte von den Poetry Slams, die ich im nächsten Punkt dieser Arbeit darstellen werde, ziemlich viele neue Ausdrücke und Wörter lernen, die mein Wissen in der deutschen Sprache und meinen Wortschatz maßgeblich bereichert haben. 


Sodala, das war's dann auch mit dem dritten Teil der Artikelreihe über meine Diplomarbeit. Der nächste Punkt, Analyse, wird in 3 Teile gegliedert. Dort geht es nämlich um drei Poetry Clips von drei urleiwanden Slammern - einer Slammerin aus Deutschland, einer Slammerin aus Österreich und einem Slammern aus der Schweiz -, die ich damals innerhalb meiner Forschung in einer Landeskundegruppe an der Uni ausführlich analysiert habe. Seid ihr interessiert? Bleibt unbedingt dran! Macht's gut, bis zum nächsten Artikel! Tschüsserl-Busserl! 😘

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