Buchrezension: Der Bücherdrache (Roman von Walter Moers)
Habidere, servus und hallo, meine liebe Leserschaft! Herzlich willkommen zurück zu Lindtzeratur. Zwar ist es noch Winter, dieser Februar ist aber ein ziemlich heißer Blogmonat. Jetzt ist es - nach langer Zeit - wieder der Moment für eine Buchrezension gekommen. Das Buch habe ich noch als Weihnachtsgeschenk bekommen und im langsamen Jänner gelesen. Und nun präsentiere ich es euch ebenfalls. So, meine Damen und Herren, auf der Bühne von Lindtzeratur stellt sich heute vor... Applaus... Der Bücherdrache von Walter Moers! Ja, genau, wieder ein Moers-Buch und ein Zamonien-Buch zugleich. Worauf warten wir noch? Los geht's!
I. Klappentext
"Bücher sind das beste Schmerzmittel, um das Leben zu ertragen." - Nathaviel, der Bücherdrache
In Buchhaim, der Stadt der Träumenden Bücher erzählt man sich eine alte Geschichte: Sie handelt vom Drachen Nathaviel, der tief im Ormsumpf haust und dessen Schuppenhaut aus Büchern besteht, von denen eine mysteriöse Kraft ausgeht. Eines Tages nimmt der kleine Buchling Hildegunst Zwei all seinen Mut zusammen und macht sich auf in die Katakomben der Stadt, um eine der wertvollen Drachenschuppen zu erbeuten. Ein gewagtes Unternehmen, denn bislang ist niemand lebend von solch einem Versuch zurückgekehrt. Auf dem Weg in den Ormsumpf wimmelt es von Gefahren, wie etwa den Bücherjägern, doch die allergrößte Gefahr ist Nathaviel selbst... Ein waschechtes zamonisches Abenteuer über die Welt des Schreibens, des Lesens und die Hingabe an die Literatur.
II. Eindrücke
Wer mich schon kennt, weiß, dass ich die Genialität von Walter Moers absolut liebe. Mich haben seine Bücher Die Stadt der Träumenden Bücher und Das Labyrinth der Träumenden Bücher bereits überzeugt, jedoch ist, meiner Meinung nach, Der Bücherdrache ein Beweis für ein noch höheres Niveau der moersischen Genialität. Die erwähnte Romane, sowie auch dieser, handeln alle über die Welt des Schreibens, des Lesens und die Hingabe an die Literatur (wie es auch im Klappentext steht) und da ich selbst Schriftstellerin bin, lese doch gerne selbst, ist mir dieser Fakt ein absoluter Pluspunkt, im Weiterem eigentlich der Grund dafür, warum ich Moers-Romane einfach liebe. 😍
Oh ja, und für Moers sind Wortspiele, insbesondere Anagramme typisch, für die ich mich ebenfalls begeistere. In Der Bücherdrache sind auch zahlreiche solche Wortspiele oder Anagramme zu finden, z.B. im Namen der Freunde des Buchlings Hildegunst Zwei, nämlich: Estrakos, Arkaneon, Eliastrotes, Eideprius, Steraphasion und Klosophes, besser bekannt als "Die Klassiker". Na, wer weiß, welche echte Persönlichkeiten sich hinter diesen Anagrammen eigentlich verstecken? 😉
Ein sehr interessanter Punkt, den ich sogar quasi als Wendepunkt bezeichnet hätte, ist, dass diese Geschichte nicht von Hildegunst von Mythenmetz, dem zamonischen Lindwurmautor erzählt, sondern vom Buchling, der seine Werke erlernt hat - normalerweise erlernt jeder Buchling ein oder mehrere Werke eines bestimmten zamonischen Autors und bekommt automatisch seinen Namen, wie früher in anderen Moers-Rezensionen erwähnt. In diesem Fall möchte aber der Buchling Hildegunst Zwei eine eigene Geschichte über seine Erlebnisse erzählen. Also selbst Autor werden. Es folgt eine Kontaktaufnahme mit Hildegunst von Mythenmetz im Traum (auch dieses Geschehnis ist sehr interessant für mich) und der Buchling erzählt ihm die Geschichte und fragt Mythenmetz sogar um Rat, ob er diese aufschreiben sollte.
Was aber das Allerinteressanteste in diesem Buch für mich war, ist definitiv Nathaviel, der Bücherdrache. Er ist selbst ein Geheimnis, sogar immer noch am Ende des Buches. Mit seinem Zitat, das oben im Klappentext erwähnt ist, kann ich hundertprozentig einverstanden sein. Und ich finde es auch spannend, wie aus ihm der Bücherdrache wurde. Aber seine Absichte mit Hildegunst Zwei und den anderen Buchlingen blieben mir völlig unklar am Ende... Jedoch, ich denke, wenn ich zu ihm ging, wären wir bestimmt gute Freunde gewesen und eventuell könnte ich ihm überzeugen, den Buchlingen (meiner zamonischen Spezies) nichts Schlechtes zu tun. Warum bin ich so optimistisch über eine Begegnung mit Nathaviel? Ich selbst bin Drache (mit chinesischem Sternzeichen), ich liebe Bücher und könnte auch die Situation des Bücherdrachens verstehen - er war früher ein normaler Drache, der in die Katakomben von Buchhaim exiliert wurde und seitdem ziemlich einsam ist, außer wenn jemand zu ihm kommt, um seine Schuppen zu erbeuten. Das ist meiner Meinung nach aber eine Art von Ausnutzung. Und mir ist so eine Situation, in der man - oder eben Drache, in unserem Fall - Außenseiter, einsam und ausgenutzt ist, um einiges bekannt. Zurück zum Thema, wenn ich Nathaviel begegnet hatte, würde ich mich für seine Schuppen gar nicht interessieren, sondern eher für seine Freundschaft. Und ich könnte ihn vielleicht auch helfen, andere Freunde ebenfalls zu finden, oder sich von den Ausnutzern zu beschützen - aber auf korrekte Weise. Und ja, ein bisschen Ordnung im Ormsumpf hätte auch nicht geschadet. Darin wäre ich ebenfalls behilflich für Nathaviel.
Also, alles in allem ein fantastisches Buch ist Der Bücherdrache! Wärmsten Herzens empfehle ich es euch! 😍
III. Ein paar Lieblingspassagen und persönliche Kommentare dazu
" - Na ja. - fuhr Hildegunst Zwei fort. - Viel Unterricht haben wir eigentlich nicht. Nur das Nötigste: Schreiben, Lesen, Zählen. Und Grammatik. Alte Sprachen. Angewandter Antiquarismus. Buchdruck. Typographie. Außerdem Katakombenmythologie - das ist das, was ihr wahrscheinlich als Geschichtsunterricht bezeichnen würdet. Aber Katakombenmythologie ist keine exakte Wissenschaft. Na, du weißt schon: Legenden. Märchen. Mythen. Lagerfeuergeschichten. Und meine Geschichte fängt in einer Katakombenmythologiestuden an. Der Lehrer erzählte uns den Mythos von Nathaviel, dem Bücherdrachen. - "
S. 20
(Also, wenn ihr mich fragt, das ist schon ganz viel Unterricht. Ich liebe die buchlingische Untertreibung, hach! 😄 Übrigens, ich hätte auch sehr gerne diese Fächer gelernt... Na, okay, Zählen vielleicht nicht... die anderen sehen aber ziemlich interessant aus...)
"Das war nun mal meine generelle Richtung: immer weiter."
S. 65
(Das sagt übrigens Nathaviel... Oh mein Gott, ein anderer gemeinsamer Punkt... Zamonien-Bücher sind deshalb so gut, weil es mehrere Daseinsformen gibt, mit denen man gewisse Ähnlichkeiten hat, z.B. ich mit den Buchlingen, Schrecksen und jetzt auch bisserl mit diesem Bücherdrachen...)
"Das war eine fremde Welt mit anderen Naturgesetzen, in der sich die Dinge entweder viel langsamer oder viel schneller bewegten. Und dennoch fühlte ich mich mit jedem Schwimmzug mehr zu Hause in dieser luftlosen Dimension mit ihren bizarren Bewohnern. Mein Gehirn wiederholte wie in einer Endlosschlaufe immer den gleichen Satz:
Buchlinge können tauchen.
Buchlinge können tauchen.
Buchlinge können tauchen. "
S. 145
(Hildegunst Zwei und seine Freunde müssen hier tauchen, um von einer Gefahr zu entkommen. Sie alle waren überzeugt, dass sie nicht einmal schwimmen können, jedoch hier entdecken sie, dass sie auf natürliche Weise tauchen können. Hm... Ich selbst hatte Angst vor dem Schwimmen als Kind, jedoch als Erwachsen genieße ich es und kann sogar einige Züge unter Wasser machen... Ich muss wohl ein Buchling sein... Oder eben eine Mischung von vielen zamonischen Daseinsformen, hihi! Das ist ja auch möglich!)
"Der Buchling dachte lange nach. - Du meinst - , sagte er schließlich, - um eine gute Geschichte zu bekommen, muss ich sie einfach nur aufschreiben? -
- Ja und nein. - antwortete ich. - Ja: Du solltest sie aufschreiben. Und nein: Es ist nicht einfach, eine gute Geschichte zu schreiben. Es ist das Schwierigste überhaupt. "
S. 162
(Die zwei Hildegunst unterhalten sich... Und mit dem letzten Satz über Geschichten schreiben, damit muss ich wohl einverstanden sein! Auch als erfahrene Autorin ist es für mich manchmal immer noch schwierig, eine gute Geschichte zu schreiben... Jedoch da habe ich bestimmte Strategien... 😉)
Sodala, das war's dann mit meiner Rezension über Walter Moers' Der Bücherdrache. Ich habe mal versucht, so spoilerfrei wie möglich, darüber zu erzählen und hoffe, dass meine Eindrücke, Lieblingspassagen und die lustig gemeinte Kommentare dazu euch Lust bereitet haben, ebenfalls diesen Meisterstück zu lesen. Wenn ja, freue ich mich mal über ein paar Wörter über eure Meinungen auch. Macht's gut, bis zum nächsten Artikel! Tschüsserl-Busserl! 😘😘😘
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