Adventroman "Abenteuer im Schatten der Nordlichter", Kapitel 6

 



Früh am nächsten Morgen wachte Valeria auf und wurde zu einem feierlichen Frühstück mit den Elfen eingeladen. Danach packte sie den Rest des Essens für sich ein, bedankte sich, nahm Abschied und galoppierte mit Fjordi los. Auf dem Weg wandte sie sich wieder an ihr Brisingamen-Armband, um sich ein Indiz über die sechste Rune zu holen: nämlich über Kenaz. Wie gewöhnlich, fielen ihr die Bedeutungen der Rune sofort ein: Fackel, Feuer, Leidenschaft, Regeneration, Lebensenergie, Kreativität, Offenbarung, Visionen, Inspiration, Fähigkeit, etwas zu erreichen (positiv), Krankheit; Desillusionierung; falsche Hoffnung (negativ). Das Brisingamen-Armband zeigte dieses Mal auf der Grenze zwischen Alfheim und Midgard. Na gut. Valeria vertraute Fjordi, der ihr auch diesmal half, zum Ziel zu gelangen. 

Einmal an der Grenze angekommen, entschied sich Valeria, vom Fjordis Rücken herunterzusteigen und gemeinsam mit ihm eine Strecke  zu spazieren. Kaum hatten sie ein paar Schritte hinter sich gelegt, schlossen sich plötzlich Valerias Augen von alleine. Ungefähr so, wie vor der Yggdrasil-Vision. Aber diesmal, statt schockiert zu sein, war Valeria ganz neugierig: welche urseltsame Vision wird ihr diesmal kommen? Auf die Antwort musste sie gar nicht lange warten. Vor ihren geschlossenen Augen materialisierte sich ein Markt mit sehr vielen Menschen. Dort gab es auch eine Kunstecke mit einem kleinen theaterähnlichen Ort und sehr vielen kreativen Möglichkeiten. Und dann war's. Valerias Augen wurden wieder offen. Sie schüttelte sich ein wenig, um wieder wach zu werden, danach begann sie, über die Vision zu überlegen… 

Ihr fiel sogar die Frage ein, ob dieser Markt derjenige sein könnte, auf den sie zuerst vor fünf Tagen katapultiert wurde.  - Hva synes du, kjære Fjordi? - fragte sie neugierig den Hengst. - Bør  vi gå på markedet igjen? - fügte sie eine weitere Frage hinzu. Der Hengst antwortete mit einem fröhlichen Gewieher. - Ok, dann lass uns wieder zum Markt gehen. - sagte Valeria entschlossen und stieg wieder auf Fjordis Rücken. Sie galoppierten erneut los. Während des Weges teilte Valeria ihre Gedanken mit dem Pferd: - Weißt du, lieber Fjordi, was für eine Vision ich gerade hatte? Ich sah den Markt, deshalb habe ich auch gefragt, ob wir da zurückgehen sollen. Also, es gab dort eine Kunstecke, mit vielen kreativen Möglichkeiten und einem theaterähnlichen Ort. Det gir mening, fordi runen Kenaz er knyttet til visjoner og kreativitet.  Det er hundre prosent sikkert at vi vil finne Kenaz-runen der! Jippi!

Stunden später kamen sie zum Markt an. Valeria erstaunte: Es war genau derjenige Markt, auf dem sie bereits vor fünf Tagen gewesen war. Sie wurde plötzlich emotional, denn sie fühlte, wie viele Schritte sie seitdem gemacht hat und wie weit sie in der Suche gekommen ist, beziehungsweise wie anders sie gerade ihre Situation sah… Valeria stieg inzwischen vom Hengst herunter und die beiden spazierten nebeneinander. Mittlerweile gab es immer mehr und mehr Menschen. Nach kurzer Zeit gelangen Valeria und Fjordi zur kreativen Kunstecke. Valeria wunderte sich darüber, ob sie diesmal eine künstlerische Aufgabe absolvieren müsste, um die Rune zu erhalten. Höchstwahrscheinlich. Sie sah um sich herum. Sie entschied sich dafür, zuerst die Kunst der Runentätowierung auszuprobieren. Gesagt, getan. Sie ging zum entsprechenden Stand, um sich dort anzumelden. Nach der Anmeldung bekam sie eine Holzpuppe und die Holzasche-Tinte, also die bekannte Tinte der Wikinger. Und dann war’s für Valeria mit der Experimentierung los. Normalerweise war sie streng zu sich selbst, erlaubte sich kein Malen oder Zeichnen, ihr Leben drehte sich nur rund um geregelte Unterrichtspläne und ums Doktoratsstudium. Dieses Mal wollte sie sich aber entspannen und sich völlig der Kunst und dem kreativen Prozess hingeben. Ob das ihr gelingen könnte? Mal schauen. Valeria begann, der Holzpuppe zuerst eine Kleidung aus Runen zu zeichnen. Sie verwendete dafür die bereits gefundenen Runen. Als nächstes zeichnete sie eine Runenkrone für die Puppe, diese aber aus den anderen Runen, die sie bald finden musste. Als sie fertig wurde, schaute Valeria ihr Werk zufrieden an. Es gefiel auch Fjordi, der erfreut aufwieherte. Sie durfte ihr fertiges Werk bei sich behalten. - Herregud, jeg skulle ønske jeg kunne ha tatt et bilde av dette mesterverket nå!  Og hvor fint det hadde vært om jeg kunne ha vist det til Swen og Larissa også… - murmelte Valeria vor sich hin. Fjordi ging näher an ihr und schaute tief in ihre Augen, als hätte er versucht, sie zu trösten. Valeria seufzte ein wenig ruhiger auf und streichelte den Hengst. Danach überlegte sie: eine künstlerische Aufgabe hatte sie schon abgeschlossen. Aber die Rune Kenaz war gar nicht in Sicht. Vielleicht sollte sie diesmal nicht nur eine Aufgabe absolvieren, damit sich die Rune zeigt? Valeria entschloss sich, das Brisingamen-Armband über ihre Situation zu fragen. So tat sie auch. Aber diesmal blieb dieses komplett still. Kein Projektionsbild. Kein Indiz. Keine Hilfe. - Ingenting? Det kan jeg ikke tro! - rief Valeria erstaunt aus.  Zum Glück war der allgemeine Lärm am Markt viel stärker, also kaum jemand hörte sie. 

Valeria traf die Entscheidung, noch weitere künstlerische Tätigkeiten auszuprobieren. Ihre Wahl fiel zuerst auf die Kunst des Bogenschießens. Sie schoss vierundzwanzigmal ins Ziel. Jedoch wurde es mit der Rune Kenaz gar nichts. Valeria gab aber nicht auf. Sie ging - auf treue Weise von Fjordi gefolgt -  zum theaterähnlichen Ort am Markt. Einige Wikinger-Barden - also Dichter und Sänger - traten bereits dort auf. Valeria hörte bewundernd ihnen zu. Ihr gefiel das Spektakel ganz gut. Nachdem sie den Vortrag beendet hatten, stiegen die Barden von der kleinen Holzbühne herunter. Einer von ihnen gab Valeria einen kleinen Krug und forderte sie freundlicherweise auf, davon zu trinken. Ein bisschen verlegen akzeptierte die Frau es und bedankte sich dafür. Sie hatte sowieso das Gefühl, ihr wurde gerade das sogenannte Bier der Dichtung angeboten. Normalerweise trank Valeria keinen Alkohol, denn sie konnte es nicht ertragen. Was sollte sie jetzt damit machen? Sie entschloss sich, einen ganz winzigen Schluck zu trinken und den Rest einfach  da zu lassen. Das Bier schmeckte ungefähr wie Honig, gemischt mit ein wenig… Valeria konnte die weiteren Ingrediente nicht wirklich identifizieren. Nach dem ganz winzigen Schluck entschloss sie sich ebenfalls ihre Dichtung zu zeigen. Sie ging auf die Holzbühne und gab sich als Bardin an. Sie musste bald feststellen, die Wörter und Sätze kamen ihr sehr fließend aus dem Mund heraus und formten einen sehr lukrativen, mündlich erzählten Text. Vielleicht war es die Wirkung des Getränks? Höchstwahrscheinlich ja. Valerias eposähnliches Gedicht handelte um eine Heldin, die auf einer langen Reise geht, um verschwundene Schätze zu suchen, aber dabei auch die wahre Liebe findet. Eigentlich hatte sie etwas ziemlich Ähnliches zum Lied der Elfen rezitiert. 

Der Auftritt gefiel der ganzen Masse. Nachdem sie ihre Performance beendet hatte, fühlte sich Valeria zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in jener Welt wirklich stolz auf sich. Jemand aus dem Publikum ging zu ihr und überraschte sie mit einem Kranz aus Tannenblättern und weiteren winterlichen Dekorationen. Dieser Kranz war so einer, der sie auf ihrer Stirn tragen konnte. Valeria bedankte sich erfreut dafür und zog ihn sofort an. Sie fühlte sich ungefähr so, als wäre sie auf irgendwelcher von denjenigen Wikinger-Veranstaltungen, die in Norwegen und in anderen skandinavischen Ländern oft organisiert werden. Sie wünschte, es wäre auch wahr. Und ebenfalls wünschte sie, sie dürfte all das mit Swen und Larissa erleben. Oder für sie zumindest einige Fotos erschaffen zu können, wäre bereits super… 

Danach spazierte Valeria mit Fjordi auf dem Markt einfach weiter. - Men hvor er runen Kenaz? Jeg har allerede fullført tre kunstneriske oppgaver, men fortsatt ingenting... Hvor må vi fortsette å lete? - fragte sich Valeria murmelnd. Fjordi reagierte auf Valerias ausgedrückte Gedanken, indem er komisch wieherte. Ungefähr so, als wäre er enttäuscht wegen etwas. - Oh, Fjordi… - sagte Valeria tröstend. Dann fiel ihr urplötzlich etwas ein. - Warte mal! - rief sie aus. - Kenaz betyr også falsk håp. Så... kanskje det var nettopp det som skjedde med oss!  Ich meine, wir haben genau darauf gehofft, die Rune hier zu finden. Sie ist aber nicht hier. Und genauso war das die falsche Hoffnung! - fügte sie erleuchtet hinzu. - Det må da være den riktige løsningen. Vi er kjempebra! - beendete sie. Und kaum hatte sie ihren Satz gesagt, piepste ihr Brisingamen-Armband. - Jeg bør vel ikke bli overrasket over noe lenger… - kommentierte Valeria und schaute nach der Botschaft des Armbands. Ihr wurde ein Bild über die Grenzen zwischen Midgard, Alfheim und Vanaheim (dieses Letzte war das Reich der Vanen) projiziert. Ein Pfeil zeigte genau den Treffpunkt zwischen den Grenzen der drei Reichen. Valeria zögerte keine Sekunde: sie stieg auf Fjordis Rücken zurück und galoppierte mit ihm los. 

Nach einigen Stunden kam sie in einer Zone an den Grenzen an, die voller Felsen und Höhlen war. Diese war am nähesten zu Midgard. Hier hielt sich Valeria mit Fjordi an. Urplötzlich hörte sie einen Schrei: - Lasst mich gehen, ihr Barbaren! La meg i fred! HILFE! HJELP!
Valeria wurde sofort aufmerksam. Es war eine weibliche Stimme. Und sie sprach Deutsch und Norwegisch! Vielleicht war noch eine andere Frau außer ihr in diese komische Welt hineingefallen? Es war aber nicht die Zeit für Fragen. Valeria lief los, in Richtung der Stimme, gefolgt von Fjordi. Sie erreichte eine der Höhlen, aus der einige Kämpfer eine Frau - in Valerias Alter, gekleidet in einem saphirblauen Prinzessinnenkleid und mit blau-silbernen Rastahaaren - auf gewalttätige Weise  hinauszogen. Danach wurde sie losgelassen. Sie fiel auf den schneebedeckten Boden. Einer der Kämpfer wollte eine leuchtende Fackel auf sie werfen. Jedoch war Valeria schneller: sie überraschte die Kämpfer, entzog ihnen die Fackel und hielt diese vor ihnen. Sie wollte mit ihnen genau das tun, was sie mit der anderen Frau planten. Die Kämpfer erschrocken sich: plötzlich war ja eine lilahaarige Wikingerin vor ihnen erschienen! Ohne ein Wort zu sagen, liefen sie fort. Valeria seufzte tief und erlöschte die Fackel. Dann wandte sie sich zu der anderen Frau. - Alles in Ordnung? Går det bra med deg? - fragte sie. 
- Ja, ich glaube, es geht mir gut. Alles in Ordnung, danke. - antwortete die Frau. - Entschuldigung, ich habe mich noch nicht vorgestellt: ich heiße Sapphiria Tamrah, komme aus Wien, lebe aber seit einiger Zeit in Norwegen. Die wunderschönen Nordlichter sind für mich sehr inspirierend. Ich verstehe ein wenig Norwegisch und manchmal spreche ich es auch, muss aber noch sehr viel üben. - erzählte sie. - Und wer bist du? -
- Es freut mich sehr, schön, dich kennenzulernen, nette Sapphiria. - erwiderte Valeria und die zwei Frauen schüttelten einander die Hände. - Mein Name ist Valeria Krüger-Ormstrøm. Ich bin halb Norwegerin, halb Österreicherin. Geboren bin ich in Oslo, aufgewachsen sowohl in Norwegen als auch in Österreich. Wie du siehst, oft, vor allem in extremen Situationen fange ich einfach instinktiv an, Norwegisch zu sprechen. - hier lachte sie auf. - Ich mache zurzeit mein Doktorat in Linz, aber unterrichte nebenbei Deutsch und Norwegisch bei einer Online-Sprachschule. Mein Plan war, Advent und Weihnachten mit meinem Bruder, seiner Freundin und unserer Familie in Norwegen, auf der Insel Sommarøy zu verbringen. Ich bin aber sowieso schon am ersten Abend hier in dieser surrealistischen Welt gelandet… - erzählte sie. - Oh, unnskyld, also entschuldige, ich möchte nicht nur von mir selbst reden. - fügte sie hinzu. - Und du? Was machst du beruflich? Wie bist du hier gelandet? Seit wann bist du in dieser Welt? Wie ging es dir bisher? - stellte sie die Fragen. 
- Kein Problem. - lächelte Sapphiria. - In Wien war ich ebenfalls Deutschlehrerin. Danach habe ich herausgefunden, dass Theater mich viel lieber interessiert. Ich wollte Teil einer internationalen Theaterausbildung sein. So habe ich es auch gemacht. Danach haben mich die wunderschönen Nordlichter Norwegens inspiriert, die ich auf Fotos von einigen Freunden gesehen habe. So wollte ich diese auch mit eigenen Augen sehen. Im Winter 2022 habe ich mich also entschieden, Tromsø zu besuchen und mich für mein neues Projekt ein bisschen inspirieren zu lassen. Irgendwie habe ich in meiner Wohnung plötzlich diesen leuchtenden Bildschirm gefunden. Ich wollte weglaufen, bin aber sowieso hier gelandet. Und seitdem ist alles so komisch. Ich habe manchmal sogar die Hoffnung verloren, was wirklich nicht mein Stil ist. - erzählte sie.
- Ganz interessant. Meinst du, du bist genau seit zwei Jahren hier gefangen? Herregud… - reagierte Valeria. - 
- Ja, genau. Es war alles andere als leicht. - erwiderte Sapphiria. - Hier scheint es so, als wäre es eine andere Zeit… Wikingerzeit oder Mittelalter, vielleicht? Die Mythen sind sehr interessant und bestimmt inspirierend, aber das Ganze hautnah zu erleben… und ich verstehe kein Wort davon, was die Menschen beziehungsweise die mythologischen Gestalten sagen. - fuhr sie fort. - Ich weiß also nicht, wofür ich hier bin und was ich tun muss, um von hier herauszukommen. Mir wurde auch ein komisches Armband gegeben, ich habe es aber auf einer Flucht verloren. -

Valeria hörte ihr aufmerksam zu, mittlerweile beobachtete sie Sapphiria ganz akkurat. Ihr war sie sehr sympathisch und ihre ganze Ausstrahlung sowie ihre Energien machten einen positiven Eindruck. Valeria fühlte sich sowieso zu Sapphiria verbunden, vor allem wegen des gemeinsamen Erlebnisses: beide waren hier in dieser Welt gefangen und auf sich alleine gestellt! Aber vielleicht könnten sie es gemeinsam schaffen, daraus zu kommen und zur realen Welt zurückzukehren? Das wollte Valeria auf jeden Fall erforschen… Sie nahm vorsichtig Sapphirias Hand und sprach beruhigend: - Keine Sorge. Bisher war es schwierig für dich, das kann ich verstehen. Vielleicht könnten wir es jedoch gemeinsam von hier hinaus schaffen… - 
- Danke für deine aufmunternden Worte. - reagierte Sapphiria. - Und auch danke, dass du mich von jenen Kämpfern befreit hast… - 
- Bare hyggelig. Also, sehr gerne. - antwortete Valeria darauf. - Übrigens, ich habe einiges über den ganzen Prozess hier herausgefunden, obwohl ich erst vor fünf Tagen hier gelandet bin. - führte sie ein. 
- Na, das wird interessant! Was genau hast du herausgefunden? - fragte Sapphiria neugierig.
- Erzähl mal, bitte! - bat sie mit einem freundlichen Lächeln und leuchtenden Augen.
- Also, eigentlich ist diese Welt auf der nordischen Mythologie basiert, welche eigentlich mein Fachgebiet ist und worüber ich vor kurzem meine Doktorarbeit schrieb. - begann Valeria. - Hier, wenn ich es richtig verstanden habe, müssen 24 Runen und ein Eisstern wieder gefunden werden, da sie alle verschwunden sind. Schau, ich habe bereits fünf Runen gefunden, nämlich: Fehu, Uruz, Thurisaz, Ansuz und Raidho. Gerade bin ich auf der Suche nach der sechsten Rune, die Kenaz heißt. - setzte sie fort. - Und das Armband, das eigentlich sehr zu Freyas Schmuck namens Brisingamen ähnelt, hilft bei der Suche. Meistens. Es projiziert zum Beispiel einige Hinweise, og så videre. - 
- Wow, das ist ja schon was Großartiges… - sagte Sapphiria überlegend. - Als Inspiration auf jeden Fall sehr gut. Falls ich es einmal zurück zur realen Welt schaffe, organisiere ich bestimmt eine Theateraufführung rund um dieses Thema. - versprach sie. - Übrigens, weißt du viel über die Runen? Du scheinst eine echte Expertin zu sein… Kennst du vielleicht auch deren Bedeutung? Hilft diese beim Finden? - fragte sie dann neugierig.
- Oh, ja, da ich mich im Studium gründlich mit der nordischen Mythologie beschäftigt habe, kenne ich die Bedeutung aller 24 Runen. Diese fällt mir in den meisten Fällen auch ein, wenn ich an der aktuellen Rune denke. - antwortete Valeria. Danach fiel ihr etwas ein. - Schau, verstehe mich bitte wirklich nicht falsch, aber wenn wir beide schon in dieser Welt gelandet sind, könnten wir ja die Suche gemeinsam fortsetzen. - schlug sie fort. - Du hast ja dein Brisingamen-Armband verloren, aber ich habe meins noch. Und ich könnte mit meinen Kenntnissen beim Finden der Runen helfen. - fügte sie als Erklärung hinzu. - Aber natürlich, alles kann, nichts muss. Du bist auf nichts verpflichtet. Ich respektiere auf jeden Fall deine Freiheit und deine Entscheidungen. - 

Sapphiria überlegte. Sie war wirklich kein Interessenmensch. Wenn sie solche Entscheidungen traf, dann aus purer Sympathie und Freundlichkeit. Ihr war Valeria, die Frau, die sie gerade aus einer gefährlichen Situation gerettet hatte, tatsächlich immer sympathischer. Und sie fand Valerias Kenntnisse über die Runen und die nordische Mythologie ebenfalls sehr interessant und inspirierend. Wahrscheinlich könnten sie gemeinsam die weiteren Runen und den Eisstern finden, dabei zur realen Welt zurückkehren, eventuell daneben noch eine echte Freundschaft aufbauen. - Takk for tilbudet. Jeg er veldig glad for å akseptere det. - antwortete Sapphiria nach einer Weile. Dann fragte sie nach, um sicher zu sein: - Oh mein Gott, habe ich es richtig gesagt? -
- Ja, du hast es prima gesagt! - erwiderte Valeria lächelnd. - Norsken din er kjempebra! - fügte sie noch hinzu. 
- Tusen takk! Ich bemühe mich, seitdem ich nach Norwegen gezogen bin. - reagierte Sapphiria. 

Danach lachten beide Frauen sehr laut auf. Das Eis war gebrochen. Ganz bestimmt fing ein neues Kapitel an… Valeria bemerkte, was für ein schönes, herzhaftes Lachen Sapphiria hatte. Dieses gefiel ihr auch sehr. Später stellte Valeria ihrer neuen Bekannte auch Fjordi vor. Danach half sie Sapphiria vorsichtig auf den Hengst auf und alle zusammen galoppierten los. Da es bereits dunkel wurde, planten beide Frauen, eine Unterkunft zu finden. Valeria hatte eine Idee, nämlich diesmal nach Vanaheim, zum Reich der Vanen zu reisen. Dieser war das friedvollste Reich der ganzen Neun Welten überhaupt. Hier wird sie gemeinsam mit Sapphiria und Fjordi ganz in Sicherheit sein. Eventuell könnte es vorkommen, dass auch hier einige Runen zu finden sind… Mal schauen. Während des Weges plauderten Sapphiria und Valeria ganz viel. Valeria fragte ziemlich oft über Sapphirias Arbeit, dann erzählte auch eine Menge vom Studium und vom Job in der Sprachschule. Beide Frauen hörten einander ganz aufmerksam zu. Es entwickelte sich eine Konversation auf Augenhöhe zwischen ihnen. 

Nach gefühlt zwei Stunden kamen sie im Reich der Vanen an. Dort wurden sie in einem Dorf ganz nett als Gast aufgenommen. Sie bekamen eine gemütliche Holzhütte neben einem Fluss mit kristallklarem Wasser. Valeria fütterte Fjordi mit einigen Äpfeln, dann teilte sie ihr übrig gebliebenes Essen mit Sapphiria. Schließlich wünschten  beide einander eine gute Nacht und machten sich es gemütlich in ihren Betten. Plötzlich fühlte Sapphiria etwas Hartes unter ihrem Kissen. Sie schaute danach. Sie fand ein Holzstück mit einem Aufhänger. Darauf stand die Rune Kenaz. Da sie die anderen Runen bereits gesehen hatte, wusste sie sofort bescheid, worüber es sich handelte. Sie rief nach Valeria, die zum Glück noch nicht schlief. Valeria rannte zu ihr, und als sie herausfand, was geschah, rief sie erfreut auf: - Bravo, Sapphiria! Du bist ein Genie! Du hast die sechste Rune gefunden. - Dann nahm sie die Rune und packte sie in ihren Beutel ein. Die zwei Frauen lächelten einander glücklich an. Folglich verabschiedeten sie sich nochmal voneinander und Valeria kuschelte sich erfreut in ihr Bett zurück. 




ÜBERSETZUNGEN ALLER NORWEGISCHEN SÄTZE UND WÖRTER IN DIESEM KAPITEL:

  • Hva synes du, kjære Fjordi? = Was denkst du, lieber Fjordi?
  • Bør vi gå på markedet igjen? = Sollten wir wieder zum Markt gehen?
  • Det gir mening, fordi runen Kenaz er knyttet til visjoner og kreativitet. = Das macht Sinn, denn die Rune Kenaz ist mit Visionen und Kreativität verbunden.
  • Det er hundre prosent sikkert at vi vil finne Kenaz-runen der! Jippi! = Es ist hundertprozentig sicher, dass wir dort die Rune Kenaz finden werden! Juhe!
  • Herregud, jeg skulle ønske jeg kunne ha tatt et bilde av dette mesterverket nå! Og hvor fint det hadde vært om jeg kunne ha vist det til Swen og Larissa også… = Oh mein Gott, ich wünschte, ich hätte jetzt ein Foto von diesem Meisterwerk machen können! Und wie schön wäre es gewesen, wenn ich es auch Swen und Larissa hätte zeigen können...
  • Ingenting? Det kan jeg ikke tro! = Nichts? Ich kann das nicht glauben!
  • Men hvor er runen Kenaz? Jeg har allerede fullført tre kunstneriske oppgaver, men fortsatt ingenting... Hvor må vi fortsette å lete? = Aber wo ist die Rune Kenaz? Ich habe schon drei künstlerische Aufgaben erledigt, aber immer noch nichts... Wo sollen wir weiter suchen?
  • Kenaz betyr også falsk håp. Så... kanskje det var nettopp det som skjedde med oss! = Kenaz bedeutet auch falsche Hoffnung. Also... vielleicht ist genau das mit uns passiert!
  • Det må da være den riktige løsningen. Vi er kjempebra! = Das muss dann die richtige Lösung sein. Wir sind furchtbar gut!
  • Jeg bør vel ikke bli overrasket over noe lenger… = Ich schätze, ich sollte von nichts mehr überrascht sein...
  • La meg i fred! = Lasst mich in Ruhe!
  • Går det bra med deg? = Geht es dir gut?
  • ...og så videre. = ...und so weiter.
  • Takk for tilbudet. Jeg er veldig glad for å akseptere det. = Danke für das Angebot. Ich nehme es sehr gerne an.
  • Norsken din er kjempebra! = Dein Norwegisch ist furchtbar gut!
  • Tusen takk! = Danke vielmals!











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