Adventroman "Abenteuer im Schatten der Nordlichter", Kapitel 7

 


Am folgenden Morgen standen Valeria und Sapphiria voll gespannt und energiegeladen auf. Sie genossen zuerst ein erfrischendes kaltes Bad im Fluss, dann wurden sie von den Vanen zu einem gemeinsamen Dorf-Frühstück eingeladen. Das ganze Dorf saß bei einem großen Lagerfeuer in der Mitte. Valeria und Sapphiria setzten sich ebenfalls zu den anderen Leuten. Die beiden Frauen waren über den Fakt einverstanden, dass sie an diesem Ort mit diesen Menschen am sichersten und friedvollsten in jener komischen Welt waren. Während des Frühstücks wollten die Bewohner des Dorfes einige Informationen über ihre Gäste wissen. Valeria erzählte, natürlich nur das, was sie für erwähnenswert hielt. Dass sie und ihre Weggefährtin nicht aus jener Welt stammten, hielt sie zurück. Sie dolmetschte dann auch Sapphirias Sätze ins Altnordische. Die Vanen teilten ihnen unter Anderem auch mit, dass sie erlaubt sind, sich ruhig frei und zuhause fühlen, beziehungsweise so lange bleiben dürfen, wie sie es sich  nur wünschen. Die zwei Frauen freuten sich sehr über die Einladung und waren sehr dankbar dafür. 

Nach dem Frühstück wollte Valeria unbedingt ein wenig im Dorf rumspazieren. Sapphiria kam ebenfalls gerne mit. - Und, was sagt jetzt dein Brisingamen-Armband? - fragte Sapphiria neugierig nach den ersten paar Metern. - Det er et veldig godt spørsmål, ich meine, das ist eine sehr gute Frage. - erwiderte Valeria und checkte sofort ihr Armband. - Schau mal, es zeigt ein Bild über den großen Baum mit den neun Welten. Dieser heißt Yggdrasil. Und guck da, ein Pfeil zeigt auf Vanaheim, wo wir jetzt sind. - begann Valeria zu erklären. - Und… da ist noch eine Zahl. Eine… Vier… - beendete sie. 

Sapphiria schaute ebenfalls. - Wow, diese Technik mit dem Armband ist bezaubernd! - rief sie auf. 

- Ja, jeg er enig! - lachte Valeria auf. - Aber, Zahlen gab es bisher nicht… Was glaubst du, was bedeutet die Vier? -

- Hmmm… gute Frage. - überlegte Sapphiria. - Also, ich denke, es muss auf jeden Fall etwas mit unseren Runen zu tun haben… - 

- Auf jeden Fall… - reagierte Valeria. - Oder vielleicht könnte das auch darauf hinweisen, dass wir hier eine längere Pause machen sollten? Etwa vier Tage, oder sowas… - überlegte sie ebenfalls.

- Kann schon sein! - lächelte Sapphiria. - Und eventuell werden wir vier Runen finden? Das wäre ganz leiwand. Da wären wir ein Stück näher zu unserer Rückkehr zur realen Welt, nach Norwegen… - fügte sie noch hinzu. - Eller?

- Du har helt sikkert rett! - rief Valeria begeistert auf. - Also, lass uns eine kurze Pause in Vanaheim machen! - lächelte sie. Beide Frauen lachten. - Und, was sind deine Pläne, einmal zurück in die reale Welt? - erkundigte sich Valeria danach.

- Also, wenn ich richtig verstanden habe, ist es dort wieder bald Weihnachten. - begann Sapphiria ihre Antwort. Valeria nickte. - Okay. Wahrscheinlich werde ich dann zu einem Weihnachtsmarkt gehen. Freunde anrufen oder treffen, wenn sie erreichbar sind, natürlich. Meiner Familie ein paar Postkarten erstellen und schicken. Ich mag es sehr gerne, kreative Arbeiten zu machen… - fuhr Sapphiria fort. Dann fiel ihr plötzlich noch etwas ein:  - Oh, fast vergessen: ich will schon seit 2 Jahren eine weihnachtliche Theaterwerkstatt mit Playback-Theater organisieren. Ich hoffe, dass es dieses Jahr klappt… - 

- Das sind ganz feine Pläne! - lächelte Valeria. - Entschuldige, was genau ist dieses Playback-Theater? - fragte sie. 

- Danke für deine Frage, ich erzähle dir sehr gerne darüber, falls es dich interessiert. - erwiderte Sapphiria. - Also, Playback-Theater funktioniert folgenderweise: die Schauspieler arbeiten eigentlich ganz viel mit dem Publikum gemeinsam. Denn: Das Publikum erzählt unterschiedliche Geschichten, die von den Schauspielern auf der Bühne nachgespielt werden sollten. Ich mag diese Schauspieltechnik seit einiger Zeit sehr. - 

- Wow, das finde ich ganz interessant! - reagierte Valeria. - Det er så hyggelig! - fügte sie noch hinzu.

- Ja, genau, es kann oft sehr gemütlich werden. - antwortete Sapphiria. - Vor allem, wenn die Erzähler der Geschichten in der Bühnenvorstellung der Schauspieler sich völlig wiederfinden. - 

Die zwei Frauen spazierten weiter und plauderten dabei noch mehr. Über ganz viele Themen. Langsam begannen sie, einander immer mehr kennenzulernen und immer sympathischer zu finden…


                                                                                 ***

Mittlerweile ermittelte Kommissarin Roxana Hyggelsen in vollen Zügen nach der verschwundenen Valeria. Sie nahm sich die Zeit, Valerias Doktorarbeit zu lesen. Und urplötzlich kam ihr die Idee: sie könnte nachschauen, ob Valeria vielleicht an irgendeiner mit Skandinavistik verbundenen Veranstaltung teilzunehmen plante. Sie öffnete Facebook und suchte nach Valeria Krüger-Ormstrøm. Einige Veranstaltungen kamen heraus, für die sich die verschwundene Dreißigjährige interessierte, diese waren aber längst schon vergangen. - Hm. Blindvei. - kommentierte die Kommissarin trocken. Die ganze Sache war ja seltsam, das hat ihr schon auch Swen erzählt… Aber Roxana Hyggelsen würde ganz bestimmt nicht aufgeben. Sie hat dem besorgten Bruder ein Versprechen gemacht. Nämlich hat sie ihm  geschworen, dass sie ihm seine Schwester wiederfindet und dass die Frau an Weihnachten wieder da sein wird.  Roxana stand also von ihrem Schreibtisch in ihrem Büro auf, ging zur Ermittlungstafel und begann zu notieren, was sie über Valeria wusste. Manchmal stoppte sie kurz und überlegte. Als sie mit den Notizen fertig wurde, fiel ihr etwas ein. Sie rief ihre Kollegen an und erklärte ihnen kurz den Fall. Danach einigten sie sich darauf, eine offizielle  Suche zu organisieren. Roxana kontaktierte auch die österreichische Polizei, falls es sich herausstellen könnte, dass Valeria trotzdem aus irgendwelchem Grund zurück nach Österreich gereist sei. Schließlich rief sie auch Swen an und erklärte ihm die Neuigkeiten im Zusammenhang mit Valerias Fall. 

Kurz nach dem Telefonieren mit der Kommissarin, klingelte diesmal Swens Skype. Es waren Hannes Krüger und Gunnhild Ormstrøm. Sie schauten gerade die Nachrichten, in denen es unter Anderem auch um den Fall einer bestimmten Valeria Krüger-Ormstrøm ging. Die Eltern, die normalerweise ganz locker das Erwachsenenleben ihrer beiden Kinder akzeptierten und hinnahmen, schauten diesmal ganz schockiert in die Webkamera hinein. - Hvordan til helvete kunne dette skje? - fragte Gunnhild völlig alarmiert. Hannes zog sich im Gegensatz zu ihr eher zurück, ihm ging es jedoch ähnlich wie seiner Frau. Swen versuchte, seine Eltern zu beruhigen. Er erzählte darüber, was für eine schlagfertige Kommissarin den Fall in ihren Händen genommen hat. Und er versicherte, er würde sich auch gerne zum Suchteam gesellen. Die Eltern sahen ein ganz bisschen erleichterter aus. Jedoch die Unsicherheit blieb. Sie fanden die ganze Sache auch seltsam, denn normalerweise gab Valeria auch ihnen Bescheid über alles, was sie tat. Vor allem vor der gemeinsamen Weihnachtszeit. Was könnte bloß passiert sein? Das war genau eine Frage, auf die momentan niemand die genaue Antwort wusste. 

Nach dem Skype-Anruf sprach Swen mit Larissa über alles. Seine Partnerin zeigte Verständnis und Unterstützung. Zusammen kochten sie dann einen Berserker-Kaffee. Das war genau das, was sie brauchten. Danach riefen sie Kommissarin Hyggelsen an und teilten mit, dass sie selbst gerne Teil des Suchteams wären. Die Kommissarin erlaubte es. Sie schlug vor, noch einmal gemeinsam mit ihren Kollegen samt Swen und Larissa  die Gegend von Sommarøy und Tromsø zu inspizieren. Mittlerweile kümmere sie sich darum, bei den meisten Stationen und Bahnhöfen, eventuell Flughäfen telefonisch nachzufragen, ob dort in den vergangenen Tagen vielleicht eine lilahaarige Dreißigjährige gesehen wurde. - Nå som jeg tenker på det... Hm. Helt merkelig. En kvinne med lilla hår er virkelig iøynefallende. Og likevel har ingen sett henne ennå.  - murmelte Roxana Hyggelsen vor sich hin. Sie kehrte dann nach Sommarøy zurück, um Swen und Larissa zu holen. In einer Stunde ging das Suchteam los. Währenddessen stellte Roxana dem Bruder weitere Fragen. Diesmal wollte sie wissen, ob jemand vielleicht Interesse hätte, Valeria zu entführen. Jedoch wusste sie auch, dass das Unsinn war. Auf die ruhige Sommarøy fanden so gut wie keine Entführungen statt. Aber vielleicht wusste jemand über Valerias Reise nach Norwegen? Könnte vielleicht diese Person ihr, ihrem Bruder und Larissa gefolgt und sie spioniert haben? Das wollte Roxana wissen. Swen konnte etwas sicher sagen: außer ihm, Valeria und Larissa wussten nur Valerias Chefin und Konsulentin über die Reise. Kein anderer. Aber die Arbeitgeberin und die Doktorarbeitskonsulentin hätten bestimmt keinen Grund, Valeria zu entführen. Roxana seufzte. Etwas konnte sie schon feststellen: Swen und Larissa waren ehrliche und brave Personen. Aber, wenn sie zwei gar nichts verheimlichten, Valeria von niemanden entführt wurde und hoffentlich noch am Leben war, wo um Gottes Willen könnte sie sein? Das war bloß die Frage. - Jeg skal finne det ut. Helt sikkert. - wiederholte Roxana. Sowohl sich selbst, als auch um Swen und Larissa zu beruhigen. 

                                                                                ***

- Wir müssen uns langsam auch um die aktuelle Rune kümmern. - bemerkte Valeria, nachdem sie mit Sapphiria vom Spaziergang zurückgekehrt war.  
- Ja, du hast Recht, das müssen wir höchstwahrscheinlich machen. - erwiderte Sapphiria lächelnd und begeistert. - Wir haben also die ersten sechs Runen schon, von Fehu bis Kenaz, ikke sant? - fragte sie. Valeria lächelte. Es war für sie immer sympathischer, wenn Sapphiria ihre Norwegischkenntnisse mit ihr übte.  - Ja, det er sant. Also, das stimmt. Jetzt sollen wir nach der Rune Gebo suchen. - reagierte Valeria.
- Wenn ich mich daran gut erinnere, du hast die bisherige Runen so gefunden, dass du über ihre Bedeutung nachgedacht hast. - fing Sapphiria an. 
- Genauso, das war der Prozess. - nickte Valeria. - Oder ich wandte mich ebenfalls ans Brisingamen-Armband. Aber jetzt wissen wir ja, dass sich die Rune irgendwo hier in Vanaheim befinden soll. Und wahrscheinlich auch einige der darauf folgenden Runen… - überlegte sie dann laut. 
- Und, was könntest du mir über die Rune Gebo erzählen, welche Bedeutung hat diese? - fragte Sapphiria neugierig. 
- Hm. Skal vi se… - begann Valeria. - Die Grundbedeutung des Wortes “Gebo” ist also Geschenk. Zum Beispiel, das norwegische Wort “gave” lässt sich ebenfalls vom Namen dieser Rune ableiten. Aber die Rune hat nämlich weitere Bedeutungen, um ganz genau zu sein: Gabe, Großzügigkeit, Harmonie, Partnerschaft und Treue, Austausch und Vereinigung. Diese sind die positiven Bedeutungen. Es gibt aber auch drei negative, und zwar: Gier, Einsamkeit und Abhängigkeit. - beendete sie ihre Antwort.
- Wow, das hört sich sehr interessant an. Und passt auch zur baldigen Weihnachtsfeier! - rief Sapphiria begeistert aus.
- Ja, helt nøyaktig! - erwiderte Valeria erfreut. 
- Was denkst du, wo werden wir diese Rune finden? - stellte ihr Sapphiria neugierig die Frage.
- Darüber habe ich leider noch keine Ahnung. - antwortete Valeria. - Men la oss spørre om Brisingamen-armbåndet! - rief sie begeistert aus. 
- Ja, ich denke ebenfalls, dass wir uns bei dem Armband danach erkundigen sollten… - nickte Sapphiria. - Auch wenn all das hier ein wenig komisch ist… - fügte sie noch hinzu. 

Die zwei Frauen schauten also gemeinsam danach, was für Hinweise das Armband ihnen geben konnte. Dieses Mal wurde ein Bild hinausprojiziert, auf dem Menschen am Abend rund um ein Lagerfeuer in der Mitte eines Dorfes saßen. - Ich denke, wir haben einen ganz klaren Hinweis bekommen. - sprach Sapphiria zuerst. - Tenker du også slik? - fragte sie danach. Valeria nickte begeistert. Sie war so erfreut, von Sapphiria wieder einen norwegischen Satz gehört zu haben. Sie war der Meinung, dass die andere Frau ganz gut ihre zweite Sprache konnte. Und das machte sie so glücklich. Am liebsten hätte sie mit einem ganzen Monolog auf Norwegisch geantwortet. Sie musste sich aber ein bisschen zurückziehen, da sie wusste, dass Sapphiria erst seit zwei Jahren die Sprache gelernt hat. - Ja, jeg er enig med deg!  - sagte also Valeria  mit ganz viel Freude in ihrer Stimme. - Diesmal sollten wir also auf die positiven Bedeutungen fokussieren, so interpretiere ich das Gezeigte. - fügte sie noch hinzu.

- Genau, das kann ich nur bestätigen. - erwiderte Sapphiria. - Meiner Meinung nach symbolisiert das gezeigte Bild ganz klar die Großzügigkeit, die Harmonie, den Austausch, die Vereinigung und so weiter. - fuhr sie fort. Ihr fiel plötzlich eine andere Frage ein: - Hast du übrigens schon auch erlebt, dass auch die negative Bedeutung zum Finden der Rune beigetragen hat, oder war es nur die positive? - 
- Meistens war es die positive. Aber manchmal waren es beide Bedeutungen, zum Beispiel bei der Thurisaz. Da war ich in einer Gefahr (negative Bedeutung), umrunden von Trollen und Riesen, aber meine Instinkte (positive Bedeutung) haben mir da geholfen, daraus zu kommen. Und bei der letzten Rune, bei der Kenaz, glaubte ich fest daran, ich würde sie auf dem Markt bei der kreativen Kunstecke finden, da sie mit Kreativität verbunden ist. Jedoch war das eine falsche Hoffnung von mir. Am Ende stimmte aber das mit der Kreativität, denn wir haben die Kenaz bei dir gefunden, nämlich unter deinem Kissen. Og du er helt sikkert en veldig kreativ person, siden du driver med teater. Du var altså nøkkelen til å finne runen. - sprach Valeria. 
- Takk skal du ha tusen ganger for komplimentet. Ja, det er sant, jeg kan virkelig være veldig kreativ med teater. - erwiderte Sapphiria und zauberte damit ein aufrichtiges Lächeln auf Valerias Gesicht. - Det var så hyggelig å hjelpe deg å finne runen. - sprach sie weiter. - Oh, mein Gott, ich hoffe nur, ich habe alles richtig gesagt und dass es kein Quatsch war… - erschrak sie sich ein wenig.
- Ingen grunn til bekymring. - erwiderte Valeria im beruhigenden Ton. - Dein Norwegisch ist sehr gut, du hast alles prima gesagt! - fügte sie noch hinzu. 
- Oh, dann ist alles in Ordnung.  Es freut mich sehr. - lächelte Sapphiria.
- Du, nette Sapphiria… - begann Valeria. - Wenn du mehr lernen möchtest, kannst du mich jederzeit fragen. Ich bin da. Und es ist immer eine Freude für mich, wenn ich meine zweite Muttersprache von dir hören kann und du sie verwendest, um mit mir zu reden. Jeg mener det helt ærlig. - sprach sie voll strahlend.
- Takk skal du ha for tilbudet ditt. - antwortete Sapphiria mit einem sonnigen Lächeln. -Höchstwahrscheinlich werde ich es annehmen, da ich zurück nach Tromsø muss, nach dem Rauskommen aus dieser verrückten Welt… und hier kann ich außer dir mit keinem anderen die Sprache üben. Die brauche ich aber, wenn ich wieder in Tromsø sein werde, da auch viele Norweger meine Werkstätte besuchen. - fügte sie noch hinzu. 
- Bare hyggelig. Det kommer helt sikkert til å bli kjempebra! - erwiderte Valeria, immer noch lächelnd.
- Leiwand. Ich möchte jetzt  gerne versuchen, dir noch einen Satz auf Norwegisch zu sagen… - leitete Sapphiria ein. - Also… Jeg synes, vi er veldig heldige som møttes her. - sagte sie  erfreut. 
- Kjempeflott, takk! Jeg er samme mening. - erwiderte Valeria. Und urplötzlich fühlte sie so eine Wärme im Tiefsten ihres Herzens, die sie noch nie zuvor erfahren hatte. Es gab irgendwas in Sapphiria, das Valeria total in ihren Bann gezogen hat. Was genau, das konnte Valeria aber sich selbst nicht erklären. Sie stand da, plauderte mit Sapphiria und lächelte, wie noch nie in ihrem ganzen bisherigen Leben. Åh, se på det! Du er hodestups forelsket i denne fantastiske kvinnen, ikke sant?, fragte ihre innere Stimme plötzlich von ihr. Ja, det er kjempesant, og jeg er fornøyd over det., klang Valerias stumme Antwort auf die Aussage ihrer inneren Stimme. 

Die zwei Frauen plauderten noch lange miteinander. Unter Anderem wurde Sapphiria von Valeria dabei geholfen, ihr Norwegisch zu üben. In den Konversationen ging es meistens um zukünftige Pläne, Vorlieben, Arbeit, frühere Erfahrungen, zum Beispiel mit Reisen, und so weiter. Dabei wurde ebenfalls viel gelächelt und gelacht. Mittlerweile hoffte Valeria, dass die andere Frau ihre Gefühle für sie nicht merkt. Natürlich würde sie eines Tages ihr darüber erzählen, nur noch nicht. Nicht sofort. Valeria fand es am richtigsten, ein bisschen abzuwarten, um Klarheit zu bekommen, und wenn die Gefühle tatsächlich reif waren, nur dann würde sie diese zu Sapphiria gestehen. Valeria war zwar eine sehr tieffühlende Skorpionfrau, sie hatte aber das Sternzeichen Jungfrau als Aszendent, und das trug sehr viel dazu bei, dass sie eher jeden einzelnen Schritt und jedes einzelne Detail noch einmal durchdachte, bevor sie überhaupt eine Entscheidung traf. Bisher war das sehr vorteilhaft. Ob es auch in der Liebe so sein könnte? Das war noch ein ungelöstes Geheimnis…

Später wurden die zwei Frauen wieder zu einem Essen, diesmal zu einem Abendessen beim Lagerfeuer eingeladen. Ausgehend vom projizierten Hinweisbild des Brisingamens, akzeptierten beide diese Einladung. In kurzer Zeit saßen sie wieder da, umrunden von den lokalen Dorfbewohnern. Dieses Mal sprachen sie nicht so viel, sondern hörten eher den anderen Menschen zu und manchmal sahen sie einander mit stummen Lächeln und frohen Augenblicken an. Plötzlich näherte sich ein Ehepaar den Frauen an. Der Mann sprach zu Valeria auf Altnordisch. Es ging dabei um ein Geschenk. Seine Frau überreichte ihr eine kleine Holzkiste. 

Valeria bedankte sich bei den beiden. Danach wandte sie sich an Sapphiria und gemeinsam öffneten sie das Geschenk. Sie konnten kaum ihren Augen glauben: In der winzigen Holzkiste fanden sie nichts Anderes, als die Gebo-Rune, welche sie gesucht haben! Welch eine Freude! Sie umarmten einander glücklich und freuten sich darüber. Sie drückten ihre Dankbarkeit mit einem weiteren Geschenk aus: Valeria schenkte dem Ehepaar die Puppe, die sie am Markt mit Runen tätowierte. Sie meinte, diese soll ihrem zukünftigen Kind viel Glück und Gesundheit bringen. 

Als sie wieder in ihrem Zimmer waren, erzählte Valeria über die ildsjeler, was auf Norwegisch wortwörtlich als “feurige Seelen” zu übersetzen ist. Dieses Wort benutzt man normalerweise für Leute, die sehr begeistert und engagiert sind in den Sachen, die sie tun. Sapphiria hörte ganz interessiert und verzaubert zu. Ihr gefiel dieses Wort sehr, und genauso wie Valeria, konnte sie sich ebenfalls in der Bedeutung wiederfinden. Danach wünschten sich die beiden Frauen gegenseitig gute Nacht und jede kuschelte sich ins eigene Bett hinein und schlief glücklich ein.




ÜBERSETZUNGEN ALLER NORWEGISCHEN SÄTZE UND WÖRTER IN DIESEM KAPITEL:

  • Ja, jeg er enig! = Ja, ich bin einverstanden!
  • Eller? = Oder?
  • Du har helt sikkert rett! = Du hast bestimmt Recht!
  • Det er så hyggelig! = Es ist so gemütlich!
  • Blindvei. = Sackgasse.
  • Hvordan til helvete kunne dette skje? = Wie zur Hölle konnte das nur passieren?
  • Nå som jeg tenker på det... Hm. Helt merkelig. En kvinne med lilla hår er virkelig iøynefallende. Og likevel har ingen sett henne ennå. =  Jetzt, wo ich darüber nachdenke... Hm. Ziemlich merkwürdig. Eine Frau mit lila Haaren ist echt auffällig. Und trotzdem hat sie noch niemand gesehen.
  • Jeg skal finne det ut. Helt sikkert. = Ich werde es herausfinden. Ganz bestimmt.
  • Skal vi se... = Mal schauen...
  • gave = Geschenk
  • Ja, helt nøyaktig! = Ja, ganz genau!
  • Men la oss spørre om Brisingamen-armbåndet! = Aber lass uns das Brisingamen-Armband darüber fragen!
  • Tenker du også slik? = Denkst du ebenfalls so?
  • Ja, jeg er enig med deg! = Ja, ich bin mit dir einverstanden!
  • Og du er helt sikkert en veldig kreativ person, siden du driver med teater. Du var altså nøkkelen til å finne runen. = Und du bist ganz sicher eine sehr kreative Person, da du dich mit dem Theater beschäftigst. Du warst also der Schlüssel zum Finden der Rune.
  • Takk skal du ha tusen ganger for komplimentet. Ja, det er sant, jeg kan virkelig være veldig kreativ med teater. = Tausendmal danke dir für das Kompliment. Ja, es stimmt, ich kann wirklich sehr kreativ mit dem Theater sein.
  • Det var så hyggelig å hjelpe deg å finne runen. = Es war so gut, dir zu helfen, die Rune zu finden.
  • Ingen grunn til bekymring. = Keine Sorge.
  • Jeg mener det helt ærlig. = Ich meine es ganz ehrlich.
  • Takk skal du ha for tilbudet ditt. = Danke dir für dein Angebot.
  • Bare hyggelig. Det kommer helt sikkert til å bli kjempebra! = Gern geschehen. Es wird ganz bestimmt großartig!
  • Jeg synes, vi er veldig heldige som møttes her. = Ich denke, wir haben ein ganz großes Glück damit, dass wir uns hier getroffen haben.
  • Kjempeflott, takk! Jeg er samme mening. = Prima, danke! Ich bin derselben Meinung.
  • Åh, se på det! Du er hodestups forelsket i denne fantastiske kvinnen, ikke sant? = Oh, guck mal! Du bist Hals über Kopf in diese wunderbare Frau verliebt, nicht wahr?
  • Ja, det er kjempesant, og jeg er fornøyd over det. = Ja, es ist sehr wahr und ich freue mich darüber.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

TABU-Talk: Über dieses Tabu möchte ich endlich offen reden! - Teilnahme an der Blogparade von Generose Sehr

Warum es mir so schwerfällt, dazuzugehören - Teilnahme an der Blogparade von Dr. Iris Wangermann

Lernabenteuer jenseits des Klassenzimmers: Was ich außerhalb der Schule gelernt habe - Teilnahme an der Blogparade von Sabine Landua